Das Meeresmuseum Stralsund


Heute möchten wir euch ein ganz besonderes Museum vorstellen, das wir während unseres Ostseeurlaubs kennengelernt haben: Das Meeresmuseum Stralsund – das bekannteste naturkundliche Museum der deutschen Ostseeküste, welches sich bereits vor der Wende als absoluter Besuchermagnet präsentierte. Das Meeresmuseum ist dabei einer der vier Standorte der Stiftung Deutsches Meeresmuseum, zu der auch das Ozeaneum in Stralsund, das Natureum Darßer Ort und das Nautineum in Dänholm gehören.

“Es gab wohl kaum jemanden in der früheren DDR, der dieses Museum nicht besucht oder zumindest von ihm gehört hat.”, erzählt uns Frau Dr. Kube, die Aquarienkuratorin des Deutschen Meeresmuseums, während wir uns staunend umblicken. Denn das 1951 eröffnete Museum befindet sich im alten Dominikanerkloster St. Katharinen, genauer gesagt in der ehemaligen Katharinenkirche. Um Ausstellungsfläche zu schaffen, wurde ein stählernes Strebenwerk eingezogen, das das große historische Kirchenschiff in drei Ausstellungsebenen unterteilt. Im einstigen Chor der Katharinenkirche fasziniert das 15 Meter lange und 1.000 Kilogramm schwere Skelett eines Finnwals, das vor fast 200 Jahren vor Hiddensee geborgen wurde. Auch Exponate von Walen und Delfinen sowie das Skelett eines Entenwals begeistern den Besucher vor dieser eindrucksvollen Kulisse.

Ein besonderes Highlight des Meeresmuseums ist die Fütterung der Meeresschildkröten, der Besucher beiwohnen können. Denn in einem großen Aquarium, das mit 350.000 Litern Wasser gefüllt ist, leben, neben weiteren kleineren Bewohnern, fünf große Schildkröten – eine Echte sowie zwei Unechte Karettschildkröten und zwei Grüne Meeresschildkröten. Nach einer kurzen Einführung, in der viel Wissenswertes über die Meeresschildkröten erzählt wird, geht es auch schon los und hinter der 25 Quadratmeter messenden Panoramascheibe nahen die Tierpfleger mit ihren Futterschüsseln. Jede Schildkröte wird einzeln gefüttert, da es unter den Tieren sonst zu viel Gedränge und eventuelle Verletzungen geben könnte.

© Johannes-Maria Schlorke/Deutsches Meeresmuseum Stralsund

Fisch, Kalmar und Salat stehen auf dem Speiseplan der urzeitlich wirkenden Tiere, die dreimal pro Woche im Rahmen einer öffentlichen Vorführung mit Nahrung versorgt werden. Gefüttert wird auch der Schwarzspitzen-Riffhai, ein Mitbewohner der Meeresschildkröten, der sich, gemeinsam mit Doktor-, Drücker- und Kaiserfischen, in dem riesigen Becken tummelt. Besonders niedlich: Schildkröte Liv begibt sich nach dem Essen in ihre Schlafhöhle, die für die Besucher von hinten durch eine Glasscheibe einsehbar ist, während Dame Frieda und Männchen Morla ruhig ihre Bahnen ziehen und Bewegung einem Verdauungsschläfchen vorziehen. Während Frieda stattliche 112 Kilogramm auf die Waage bringt, wirkt Morla mit seinen gut 65 Kilogramm dagegen beinahe wie ein Leichtgewicht. Jeden Donnerstag sind übrigens Taucher zu Besuch bei den Meeresschildkröten. Diese spielen mit den Tieren, verteilen ein paar Streicheleinheiten und putzen die Fensterscheiben.

Auch die weiteren Aquarien, wie das Haifisch-, das Mittelmeer- und das Tropenaquarium, faszinieren uns sehr und wir betrachten immer wieder die außergewöhnlichen Fische und die herrlichen Korallen. Weitere Highlights des Meeresmuseums sind der Tiefseesaal und das große Korallenriff. Im Dämmerlicht des Tiefseesaals sind viele, teilweise bizarr anmutende Bewohner zu entdecken. Hinter manch vermeintlich schwarzer Scheibe blitzt es plötzlich auf – dann lockt beispielsweise der Anglerfisch seine Beute an oder sendet Signale an seine Artgenossen. Weiter geht es zur fünf Meter hohen Nachbildung eine Korallenriffs, an dem alle 20 Minuten Tag und Nacht im Riff simuliert wird. Die Exponate stammen von Expeditionen an das Rote Meer sowie aus vom Zoll beschlagnahmten Beständen an “Souvenir-Korallen”. Sehr anschaulich erklärt ist auch der Bereich der Fischerei. Fanggeräte und Zubehör sowie Fischereidokumente und eine interessante Darstellung der Fischerei in der DDR seit ihrem frühen Beginn runden diesen Ausstellungsteil ab. Auch die hiesigen Strände finden im Meeresmuseum Berücksichtigung – Bernstein, Seeigel und viele Fundstücke sind zu bewundern. Faszinierend ist ebenfalls der Schwerpunkt “Mensch und Meer”, der durch lebensechte Präparate von Pinguinen, Eisbären, Schildkröten, Robben und eines Pottwals sowie durch die kritische Betrachtung von Aspekten wie Umweltverschmutzung, Überfischung etc. besticht. Auch der wunderschöne Museumsshop mit angrenzendem, sehr großzügig gestalteten Kinderspielbereich zieht uns in seinen Bann. Schnell sind Meereslexika, Poster und weitere Andenken erworben und nach mehr als drei faszinierenden und interessanten Stunden im Meeresmuseum müssen wir weiterziehen: Ins benachbarte Ozeaneum, das seit gut zehn Jahren existiert und mit täglicher Pinguinschaufütterung, riesigen Meeresaquarien (2,6 Millionen Liter fasst das größte von ihnen) und einer beeindruckenden Multivisionsshow lockt. Weitere interessante Museen sind das Natureum Darßer Ort und das Nautineum in Dänholm, einer kleinen Insel zwischen Stralsund und Rügen. Für uns bleibt jedoch das Meeresmuseum das Highlight schlechthin, da es genau die richtige Menge an Exponaten, eine interessante Mischung und Aufbereitung verschiedener, meeresspezifischer Themen sowie ein ganz besonderes, historisches Ambiente vereint.

Mehr Informationen zum Meeresmuseum Stralsund erhaltet ihr hier. Noch ein kleiner Hinweis für Besucher: Voraussichtlich im Frühjahr 2021 wird das Meeresmuseum aufgrund umfangreicher Modernisierungsarbeiten vorübergehend geschlossen. Informiert euch also am besten vor einem Besuch auf der Website des Museums über die Öffnungszeiten.