Unser Kinderzimmer-Telefon


„Miiiiiep“ – wir freuen uns alle riesig, als dieser Ton beim ersten Test unseres selbst gelöteten Telefons das erste Mal ertönt. Die etwas blecherne Stimme meines Sohnes ist im Kopfhörer-Stecker zu hören. Es funktioniert tatsächlich!

Ich habe mir schon lange vorgenommen, einmal gemeinsam mit meinen Jungs ein elektronisches Gerät selbst zu bauen. Was ist da besser geeignet als ein Telefon, mit dem man anschließend von Kinderzimmer zu Kinderzimmer telefonieren kann? Diese Idee fasziniert mich und meine Jungs freuen sich schon darauf, anschließend eine „Arbeitsbesprechung“ über das Telefon zu halten – das kennen sie von Papa und Mama. Vor einiger Zeit schon habe ich recherchiert, wie man dieses Projekt am besten angehen kann. Am besten ist ein Bausatz, der keine großen Anforderungen an elektrotechnisches Grundverständnis stellt, damit wir dieses Projekt gemeinsam umsetzen und dabei mehr über elektrische Schaltkreise und Bauteile lernen können. Ein bisschen Grundverständnis haben die Jungs bereits, da wir schon öfter mit einfachen Mitteln kleine Lämpchen zum Leuchten und Propeller zum drehen gebracht haben. Sie haben verstanden, dass man mit Strom wie durch Zauberhand Dinge in Bewegung setzen oder Töne und Licht erzeugen kann. Besonders fasziniert uns die Idee eines Telefons, dass die Jungs nur von unseren Mobiltelefonen kennen. Lässt sich so etwas wirklich selbst bauen?

Nach einigen Recherchen stoße ich auf die Website von Jugend Technik Schule (https://www.jugendtechnikschule.de/), einem Projekt des Technischen Jugendfreizeit- und Bildungsvereins (tjfbv) e.V. Die angebotenen DIY-Bausätze in verschiedenen Schwierigkeitsstufen überzeugen mich sofort, genau so etwas habe ich gesucht. Ein paar Tage später liegt ein Päckchen mit zwei Bausätzen des „Sensor-Telefons“ in unserem Briefkasten. Das Konzept überzeugt mich bereits beim ersten Anschauen, alle Elektronik-Komponenten sind mit Tesafilm auf der Rückseite der Anleitung befestigt und genau bezeichnet. Die Anleitung erklärt sehr anschaulich und auch für Anfänger gut nachvollziehbar, welche Schritte nacheinander ausgeführt werden müssen. Ein bisschen Grundverständnis und Equipment ist natürlich trotzdem notwendig. Für das Löten benötigen wir einen Lötkolben, Lot und eine Zange zum Festhalten der kleinen Bauteile. Da der Lötrauch nicht gerade gesundheitsförderlich ist, setzen wir unser Projekt auf dem Balkon um und ich stelle zudem noch einen kleinen Ventilator auf, der den Rauch während des Lötens wegbläst. Noch besser ist natürlich eine Absaugung, die wir allerdings nicht zur Verfügung haben.

Gemeinsam schauen wir uns den Schaltplan an, der mit ein bisschen Grundverständnis für elektrische Schaltkreise gut nachvollziehbar ist. Der Schaltplan ist auf ein kleines Holzbrettchen geklebt, so dass sehr gut sichtbar ist, wo welches Bauteil aufgelötet werden muss. Eine besonders gute Idee ist das Löten auf Reißzwecken, die wir vorab in die markierten Positionen stecken. Der blanke Kopf jeder Reißzwecke wird zunächst mit heißem Lot benetzt, anschließend kann der Anschluss jedes Bauteils sehr einfach angelötet werden – eine ideale Methode für Anfänger, die auch von etwas älteren Kindern gut umgesetzt werden kann. Es gibt verschiedene Widerstände, Kondensatoren, LEDs und Schalter, die wir in der richtigen Reihenfolgen und Orientierung auf die vorab gesteckten Reißzwecken löten müssen. Ich kann den Jungs sehr gut erklären, was die einzelnen Bauteile jeweils machen ohne den Schaltkreis selbst im Detail verstehen zu müssen. Nach einer kleinen Einführung in den Umgang mit einem Lötkolben und dem eindringlichen Hinweis, niemals die heiße Spitze zu berühren legen wir los. Die Jungs gehen sehr geschickt mit dem Lötkolben um und betrachten fasziniert, wie das Lot plötzlich anfängt zu schmelzen und als metallischer Tropfen auf der Reißzwecke liegt. Nach ein paar Mal üben gelingt es ihnen bereits sehr gut, die Reißzwecke mit einer gleichmäßigen Lotschicht zu überziehen. Das Positionieren der feinen Anschlussfüße von Widerständen und Kondensatoren ist natürlich noch etwas zu schwierig, so dass wir das gemeinsam machen. Nach und nach Löten wir die einzelnen Bauteile auf den Schaltkreis, was schon ein wenig Geduld und Hartnäckigkeit erfordert. Nachdem wir das erste Telefon fertiggestellt haben, schließen wir eine Batterie an und schalten den kleinen Schalter ein – die LED leuchtet schon mal, das ist ein gutes Zeichen! Richtig testen können wir das Telefon allerdings erst, wenn wir den zweiten Bausatz fertiggestellt haben – ein Telefon braucht schließlich immer eine Gegenstelle. Mit den Erfahrungen des ersten Bausatzes geht das nun wesentlich schneller und im Nu ist auch das zweite Gerät fertiggestellt. Ich bin selbst aufgeregt, als wir die beiden Telefone mit zwei Leitungsdrähten verbinden und das erste Mal mit dem Finger den Sensor für einen „Anruf“ auslösen – ein monotones Fiepen ertönt auf dem anderen Gerät und mein Sohn schaltet das Gerät ein. Auch das Mikrophon und die Kopfhörer-Stecker funktionieren einwandfrei und wir freuen uns sehr, dass das Projekt gelungen ist.

Nun gilt es noch, die beiden Geräte so zu verbinden, dass zwischen den beiden Kinderzimmern telefoniert werden kann – schließlich stehen wichtige „Arbeitstelefonate“ unserer beiden Jungs an. Die einzelnen Telefone werden über zwei dünne Kabel verbunden, die bis zu 250 m Länge aufweisen können. Glücklicherweise liegen die Kinderzimmer unserer Jungs direkt nebeneinander, so dass wir die Kabel über das Fenster zum jeweils anderen Zimmer verlegen können. Da wir im ersten Stock wohnen, bereitet mir das zunächst ein wenig Kopfzerbrechen – ich möchte keine neue Karriere als Fassadenkletterer starten. Das Problem ist aber schnell gelöst, indem wir die Kabel mit einem kleinen Gewicht aus dem einen Fenster herablassen, eine Schnur zum befestigen aus dem anderen Fenster. So können wir beides miteinander verknoten und die Kabel ganz einfach durch das Fenster des anderen Kinderzimmers hochziehen. Nach ein paar Versuchen mit der tatkräftigen Unterstützung beider Kinder gelingt uns das schließlich. Die Kabel sind schnell verbunden und wir freuen uns auf den ersten Test. Alles funktioniert tatsächlich wie geplant und voller Freude stürzen sich meine Jungs in ihr erstes „Arbeitsgespräch“ von Kinderzimmer zu Kinderzimmer. Zufrieden räume ich die Utensilien zum Löten und Basteln des Bausatzes zusammen – das Projekt hat auch mir selbst großen Spaß gemacht.

 

Vielen Dank, lieber Andi, für diesen spannenden und inspirierenden Beitrag und für den interessanten Einblick in euer tolles DIY-Projekt!