Das Automobilmuseum Mulhouse
Gastautor und Familienvater Andi hat sich über die Ländle-Grenzen hinaus gewagt und erzählt uns heute von einem spannenden Familienausflug, der für Kinder beinahe jeden Alters geeignet ist: Den Besuch des Automobilmuseums in Mulhouse, dem Musée National de l’Automobil.
An einem wolkenverhangenen, regnerischen Samstag Vormittag im Februar beschließen wir spontan, uns auf eine Zeitreise in die Vergangenheit des Automobils zu begeben. Unser Ausflug führt uns diesmal ins nahe Elsass, genauer gesagt in das Musée National de l’Automobil (Collection Schlumpf) in Mulhouse. Mit über 500 Fahrzeugen aus allen Epochen der bewegten Geschichte des Automobils ist diese von den Gebrüdern Schlumpf im Jahr 1957 gegründete Sammlung weltweit eine der größten ihrer Art. Die Entstehung des Museums ist eine spannende Geschichte voller Höhen und Tiefen, die auf der Website des Museums gut nachvollzogen werden kann.
Als wir auf dem recht gut ausgeschilderten Parkplatz ankommen, erwartet uns das Museum, das im historischen Gebäude einer alten Textilfabrik untergebracht, mit einem von außen eher tristen Eindruck alter Industrieromantik. Als wir die Fußgängerbrücke über den Fluss Ill in Richtung Museum überqueren, ändert sich dieser Eindruck jedoch. Der imposante Eingangsbereich aus Holz und Glas ist kunstvoll mit an Drahtseilen hängenden Nachbildungen von Autos gestaltet und bereits beim Betreten des Museums spüren wir die besondere Atmosphäre dieser alten Fabrikhallen. Die verschiedenen Tarife für den Eintritt sind verständlich dargestellt und auch Besucher ohne Französischkenntnisse finden sich gut zurecht. Besonders gefallen unseren beiden Jungs die schönen Eintrittskarten mit Abbildungen historischer Fahrzeuge. Über eine toll gestaltete Brücke mit projizierten Animationen aus der Geschichte des Automobils betreten wir die weitläufigen Hallen des Museums. Da die Fabrikhalle nicht beheizt ist und deshalb auch im Inneren praktisch Außentemperatur herrscht, empfiehlt sich auf jeden Fall ein Besuch mit entsprechender Kleidung. Unsere Jungs begeistern sich für die zahlreichen, teilweise sehr kunstvollen und auch ein wenig skurrilen Kühlerfiguren, die in einem Glaskasten ausgestellt sind. Von Affen über Adler bis hin zur berühmten „Spirit of Ecstasy“-Figur von Rolls Royce ist hier fast alles zu finden.
Über diverse Räume mit Ausstellungen zu spezifischen Themen betreten wir schließlich die imposante Ausstellungshalle, in der uns hunderte historischer Automobile, angeordnet nach der jeweiligen Epoche, erwarten. Besonders fällt uns dabei die atmosphärisch sehr passende Gestaltung mit insgesamt 600 historisch nachempfundenen Pariser Straßenlaternen auf, zwischen denen die historischen Fahrzeuge auf Kies platziert und mit mehrsprachigen Informationstafeln sehr gut beschrieben sind. Fasziniert wandeln wir an den vielen „Motorkutschen“ aus den Anfängen der Automobilentwicklung entlang und entdecken immer wieder spannende Details. Mein Mobiltelefon wechselt schnell den Besitzer und mindestens jedes zweite Auto wird von meinen Jungs von allen Seiten fotografiert. Wir können uns lebhaft vorstellen, wie vornehme Industrielle, Adelige und Bürger zu Beginn des letzten Jahrhunderts die Straßen von Paris, London oder Berlin in ihren Motorkutschen entlang knatterten, die damals sicher wie eine technische Revolution gewirkt haben müssen. Die Eleganz dieser ersten Fahrzeuge wirkt noch heute beeindruckend und wir möchten am liebsten gleich selbst eine Runde mit einem dieser wundersamen Gefährte drehen. Beeindruckt folgen wir der rasanten technologischen Entwicklung über die Jahrzehnte und staunen über den schnellen Fortschritt sowohl im Design als auch in der Leistungsfähigkeit der Fahrzeuge. Die eben noch langsamen Motorkutschen entwickelten sich in den 20er-Jahren in schnellen Schritten zu eleganten Limousinen, die mit bereits beachtlicher Motorleistung beeindrucken.
Die Ausstellung wird immer wieder durch interaktive Elemente und Aktivitäten aufgelockert. So kann zum Beispiel die Karosserie eines Hotchkiss-Oldtimers mithilfe von Augmented Reality auf einem Tablet wieder „zum Leben erweckt“ oder ein Bugatti Royale mit 3D-Brille über die Straßen gesteuert werden. Besonders gefällt uns eine Sonderausstellung mit Fotos und Modellen von Autowracks, die von der Vegetation förmlich überwuchert sind. Die Ästhetik der schön beleuchteten Autowrack-Modelle zieht uns trotz des etwas aufdringlichen künstlichen Waldduftes in ihren Bann. Weiter geht es an neueren Modellen aus den 60er und 70er-Jahren vorbei, die mich an alte James Bond-Filme erinnern. Trotz der vielen Fahrzeuge bleiben wir bis zur finalen Halle mit Rennwagen aus verschiedenen Epochen begeistert und verlassen das Museum mit dem guten Gefühl, dass sich dieser Besuch auf jeden Fall gelohnt hat.
Herzlichen Dank, lieber Andi, für diesen tollen Erfahrungsbericht über das Automobilmuseum in Mulhouse. Für Kinder unter sieben Jahre ist der Eintritt in das Museum übrigens frei, Erwachsene bezahlen 13 Euro. Mehr Infos über dieses besondere Museum erhaltet ihr hier.