Fliegen mit (Klein-)Kind


Heute möchte ich euch von unseren Erfahrungen rund um das Thema Fliegen mit Kind bzw. Kleinkind erzählen. Seit unsere Tochter (7) geboren wurde, sind wir nach wie vor viel gereist – per Auto, Bahn oder Flugzeug. Flugreisen haben wir immer besonders gründlich vorbereitet, da der Bewegungsraum im Flugzeug eingeschränkt ist, es keine Möglichkeiten für Stopps gibt und das Thema Zeitverschiebung hinzukommen kann. Wir haben bisher nur gute Erfahrungen mit dem Fliegen, vor allem mit Nachtflügen, gemacht, egal in welchem Alter unsere Tochter gewesen ist. Da wir nur mit einem Kind reisen, ist die Betreuung unterwegs sicher etwas einfacher. Themen wie Reisevorbereitung, Impfungen, Reiseapotheke, Beschäftigung an Bord etc. sind jedoch dieselben.

Vorab-Check-in / Handgepäck

Eine Flugreise ist immer ein Abenteuer, bietet aber auch Episoden voller Wartezeiten und Langeweile. Sehr empfehlenswert ist deshalb ein Vorab-Check-in, den ihr je nach Airline ab 72 Stunden vor Abflug online vornehmen könnt. Auch eine Sitzplatzreservierung ist dann möglich. Denkt daran, alle Dokumente auszudrucken und vergesst den Kinderreisepass, der seit einigen Jahren zwingend für Kinder jeden Alters vorgeschrieben ist, nicht. Das Foto im Reisepass sollte immer relativ aktuell sein. Ein dreijähriges Kind kann also nicht mehr mit seinem Reisepass mit Babyfoto fliegen.

Litt das Baby oder Kind bis zu 14 Tage vor Abflug an einer Ohrenerkrankung, sollte der Kinderarzt grünes Licht für eine Flugreise geben. Auch bei Babys, die unter chronischen Atemwegsinfekten oder Herz- und Lungenproblemen leiden, ist eine Flugfreigabe durch den Pädiater wichtig, da es während des Fluges zu Druck- und Sauerstoffschwankungen kommt und die Sauerstoffsättigung in der Kabine geringer ist als am Boden.

Beschäftigungssachen, wie Kuscheltiere, Bücher, Spiele, Rätselhefte, Bastelsachen, iPod, Tablet/Laptop etc., gehören auf einer Flugreise natürlich ins Handgepäck. Auch Nasenspray und Augentropfen haben wir immer parat, da die Luft im Flugzeug häufig trocken ist und Nasenspray unterstützend beim Druckausgleich wirkt. Auch das Kauen von Kaugummis oder das Lutschen von Bonbons hilft Kindern, den Druck auszugleichen. Ebenso gehören Reisekaugummis gegen Übelkeit und ein zusätzlicher Pulli sowie warme Strümpfe zu unserer Bordausstattung dazu. Auch Medikamente, die regelmäßig eingenommen werden, sollten ihren Platz im Handgepäck finden.

Als wir das erste Mal mit unserer Tochter geflogen sind, hörten wir vorab allerlei Negativberichte von durch das Sicherheitspersonal konfiszierter Babynahrung, einbehaltenem Milchpulver etc. Diese Geschichten können wir nicht bestätigen. Wir haben uns vorab am Flughafen erkundigt und durften sowohl Milchpulver als auch Babynahrung mit an Bord nehmen, was nach einem kurzen Sicherheitscheck sehr unkompliziert klappte. Fragt hier aber vorsichtshalber bei der entsprechenden Fluggesellschaft nach. Heißes Wasser zum Anrühren der Milch bringen die Flugbegleiter gern. Allerdings kommt dieses Wasser aus der Maschine, wurde also vorher nicht explizit abgekocht. Mitgebrachtes (Baby-)Wasser kann an Bord nicht erwärmt werden, da es keine Mikrowelle oder ähnliches gibt. Erkundigt euch deshalb vorher bei der Airline, ob ihr eine Thermoskanne mit abgekochtem Wasser mit an Bord nehmen dürft. Buggys und Kinderwagen werden als Sperrgepäck transportiert. Viele Flughäfen bieten das sogenannte Wrapping an, bei dem der Buggy in Folie gewickelt wird, um Beschädigungen vorzubeugen. Es können vorab auch sogenannte Airshells zum Schutz des Kinderwagens/Buggys reserviert werden.

Der Flug

Im Flugzeug dürfen Kinder bis zwei Jahre auf dem Schoß der Eltern sitzen, ab zwei Jahren benötigen sie ihren eigenen Sitzplatz. Da Babys und Kleinkinder häufig umsonst oder für kleines Geld fliegen, haben wir immer einen eigenen Sitzplatz für die Tochter gebucht. Viel diskutiert ist der sogenannte Loop Belt – ein zusätzlicher Anschnallgurt, der mit einer Schlaufe am Beckengurt des Erwachsenen befestigt wird. Der TÜV Rheinland sieht beim Einsatz des Loop Belts ein hohes Verletzungsrisiko für Kinder, sollte es zu Turbulenzen oder Notlandungen kommen. Wer sein Kind bei Start und Landung nicht mit dem Loop Belt auf seinem Schoß sitzend anschnallen möchte, kann eine Babyschale oder einen Kindersitz, der allerdings mit Prüfsiegel als für Flugzeuge geeignet ausgezeichnet sein muss, verwenden. Erkundigt euch vorab, ob ihr einen mitgebrachten Sitz bei der Airline anmelden müsst. Wickeln kann man an Bord eines jeden Flugzeugs zwar beengt aber recht unkompliziert auf der Toilette.

Die Reisevorbereitung

A propos Reiseplanung: Bezüglich der Reisevorbereitungen stelle ich eine Check-Liste auf, auf der ich alles, was mir in den Kopf kommt, notiere und Stück für Stück abarbeite. Vom Ladekabel bis zum Badeanzug – alles wird aufgeschrieben, damit wir nichts vergessen. Der Vorteil ist, dass solch eine Check-Liste auch für zukünftige Reisen verwendet werden kann. Besonders wichtig sind entsprechende Impfungen und die Reiseapotheke. Setzt euch mit dem Thema Impfung frühzeitig auseinander und lasst euch vom Kinderarzt beraten, welche Impfungen je nach Reiseziel für Kinder, und natürlich auch für Erwachsene, sinnvoll sind. Als wir mit unserer damals vierjährigen Tochter zwei Monate durch Asien reisten, war für uns eine Hepatitis A-Impfung beispielsweise unverzichtbar. Auch haben wir es vermieden, Gebiete zu bereisen, die eine erhöhte Malariagefahr bergen, hatten jedoch eine Malaria-Prophylaxe dabei. Viele Impfungen werden von der Krankenkasse übernommen. Es lohnt sich also, Rechnungen, Rezepte oder Belege aufzubewahren, um diese gegebenenfalls bei der Krankenkasse einreichen zu können.

Denkt auch an eine Auslandskrankenversicherung und informiert euch, welche Leistungen enthalten sind. Sollte beispielsweise ein Rücktransport nach Deutschland nötig sein, dann kann dies teuer werden und sollte unbedingt mit abgedeckt sein. Für Reisen innerhalb der EU benötigt ihr theoretisch keine extra Auslandskrankenversicherung, sondern seid über eure Krankenkasse ganz regulär versichert (eure Krankenversicherungskarte solltet ihr natürlich immer dabei haben.). Damit ihr eine Garantie habt, dass innerhalb der EU bei Krankheit oder Unfällen auch wirklich alle anfallenden Kosten übernommen werden, würde ich dennoch immer eine Auslandskrankenversicherung abschließen. Diese ist ein Kalenderjahr gültig und kostet für die ganze Familie circa 20 Euro. Ich schließe sie seit vielen Jahren bei der Volksbank ab.

Bezüglich der Reiseapotheke achten wir immer darauf, fiebersenkende Medikamente, Schmerzmittel, ein Breitband-Antibiotikum, Medikamente gegen Durchfall, Elektrolyte (im Falle einer Durchfallerkrankung), Wund-Desinfektionsspray und Wundkompressen sowie Verbandsmaterial, Augentropfen, Arnica-Globuli, Brandsalbe, Erkältungsmittel, Hustensaft, Nasenspray, Wund- und Heilsalbe sowie Pflaster im Gepäck zu haben. Auch cortisonhaltige Tabletten haben wir stets dabei, falls es aufgrund von Insektenstichen zu einer allergischen Reaktion kommt. Hier sind auch kühlende Gel-Sticks praktisch, die den Juckreiz und die Schwellung lindern. Ebenfalls immer ausreichend vorhanden sollten Sonnenmilch (Lichtschutzfaktor 50) sowie Anti-Mückenspray sein. Auch eine Zeckenzange, Fieberthermometer und natürlich unsere Impfausweise sind stets dabei. Auch hat sich die Mitnahme von Desinfektionsspray bewährt.

Noch ein kleiner Hinweis zu Apotheken im Ausland: In Europa haben wir hier gute Erfahrungen gemacht und teilweise dieselben Medikamente wie in Deutschland erhalten. In Asien mussten wir einmal ein besonderes Medikament spontan erwerben. Zurück in Deutschland schlug unser Arzt die Hände über dem Kopf zusammen, dass wir dieses Medikament in dieser Dosierung überhaupt frei verkäuflich bekommen haben. Haltet also gegebenenfalls mit einem Arzt eures Vertrauens telefonisch Rücksprache, bevor ihr Medikamente im Ausland kauft und diese einnehmt.

Abschließend ein Tipp für die Beschaffung des Mietwagens mit Kindersitz: Diesen kann man vorab von Deutschland aus oder aber vor Ort buchen. Einen Mietwagen bekommt man eigentlich fast immer und überall, allerdings nicht zwangsläufig mit einem (vernünftigen) Kindersitz. Als wir einmal von Indonesien nach Bangkok geflogen sind und dort spontan einen Mietwagen nach der Landung buchten, stand genau ein einziger Kindersitz zur Verfügung. Wenn ihr mit Kindern unterwegs seid, empfiehlt es sich also, Kindersitze vorab zu reservieren oder, für ältere Kinder, eine Sitzerhöhung selbst mitzunehmen.

Zum Schluss möchte ich noch auf ein Thema eingehen, das nicht angenehm ist, über das sich Eltern und Großeltern jedoch Gedanken machten sollten: Die Verfügung von Todes wegen. So haben wir beispielsweise schriftlich festgehalten, dass wenn uns Eltern im Urlaub etwas passieren sollte, unsere Tochter bei den Großeltern aufwachsen wird. Eine Ausfertigung dieser Verfügung haben wir unterschrieben mit auf der Reise dabei, die andere ist bei den Großeltern in Deutschland. Auch haben wir eine zweite Verfügung aufgesetzt, die die Großeltern berechtigt, vor Ort mit Ärzten zu sprechen und unsere Tochter gegebenenfalls aus dem Ausland abzuholen und mit nach Deutschland nehmen zu dürfen, falls wir Eltern beispielsweise verletzt in einem Krankenhaus liegen. Auch in Hinblick auf Auskünfte zu Patientendaten sind diese Verfügungen wichtig. Wir haben unsere Verfügungen zweisprachig, auf Deutsch und Englisch, verfasst.