Buchtipp: Aliens der Ozeane


Rezension

Wer glaubt, Aliens nur im Weltraum zu suchen, sollte einen Blick in die Tiefe der Meere wagen. Denn hier leben die Cephalopoden, die Kopffüßer, gemeinhin auch als Krake, Oktopus, Kalmar oder Tintenfisch bekannt. In ihre fantastische Welt entführt uns Wissenschaftsjournalist und Buchautor Heinz Krimmer und nimmt den Leser in seinem Bildband “Aliens der Ozeane” mit auf eine spannende Reise in die Tiefsee. 

© Kosmos Verlag

Um den Tintenfisch ranken sich seit jeher Mythen und Legenden. Sicherlich zählt er zu den geheimnisvollsten, schillerndsten Meeresbewohnern, wie die erstaunlichen Fotos in Heinz Krimmers Bildband zeigen. Tintenfische sind ganz besondere Lebewesen – scheu aber dennoch neugierig, ohne Innenskelett aber dafür mit drei Herzen und neun Gehirnen ausgestattet. Neben ihrer ungewöhnlichen Anatomie und der besonderen Art der Fortbewegung, fallen Kraken durch ihr wechselndes Farbenspiel auf. Denn die Möglichkeit der Tarnung durch Veränderung von Farbe und Form oder die Nachahmung von Bewegungen zählen zu den ganz besonderen Kunststücken, die die Kopffüßer beherrschen. So ist ein Tintenfisch in der Lage, innerhalb von zehn Sekunden achtmal seine Farbe und sein Aussehen zu verändern. Getarnt als Sand auf dem Meeresboden oder als Stück eines Felsens sind die Kraken Meister des Mimikry. Auch Artgenossen imitieren sie gekonnt und ahmen beispielsweise in Farbe und Gestalt die grätenreiche, steife Flunder nach, um sich vor Fressfeinden zu schützen. Neben ihrer außergewöhnlichen Intelligenz und Lernfähigkeit fallen Tintenfische durch ihr planvolles Vorgehen auf. So öffnen diese faszinierenden Lebewesen in Gefangenschaft sogar Schubladen und Gläser mit Schraubverschlüssen oder finden durch Irrgärten hindurch. Umso erstaunlicher ist es, dass die “Aliens der Ozeane” nur etwa ein Jahr alt werden, also eine sehr begrenzte Lebenszeit haben. Und auch sonst ist manches bei den wirbellosen Acht- bzw. Zehnarmern ganz schön schräg, wie Heinz Krimmer schreibt: “Die Kleinsten unter ihnen sind die Tödlichsten. Kannibalismus ist weit verbreitet und bei einigen Arten wird der Sexpartner zum Snack danach.” Sogar dem Klimawandel trotzen die mystischen Gestalten der Tiefsee bisher, denn im Gegensatz zu Fischen nehmen die Populationen der Tintenfische zu und besonders Kalmare breiten sich immer mehr aus. Ob Tintenfische, die die ersten intelligenten Lebewesen auf der Erde waren, wohl irgendwann einmal auch die letzten sein werden?

Unser Fazit: “Aliens der Ozeane” ist ein sehr ansprechend aufbereitetes Buch, das viel Wissenswertes über Tintenfische, ihre Evolutionsgeschichte, ihren Lebensraum, ihre Anatomie und Fortpflanzung, ihr Ess- und Jagdverhalten sowie über ihre Intelligenz und ihr spannendes Mimikry verrät. Das Buch ist aufgrund der spektakulären Bilder auch schon für Grundschulkinder geeignet. Die lehrreichen Texte geben einen detaillierten Einblick in die fantastische Welt der Kopffüßer und zeichnen sich durch ihre Verständlichkeit sowie durch ihren Informationsgehalt aus. Heinz Krimmers Bildband ist ein tolles Nachschlagewerk und kann immer wieder zur Hand genommen werden. Ein echtes Muss für alle Tiefsee- bzw. Meeres- und Tintenfisch-Fans.

 

Heinz Krimmer
Aliens der Ozeane
Franck Kosmos Verlag
208 Seiten mit 80 Farbfotos, 15 Farbzeichnungen, 5 Farbtafeln
ISBN 978-3440166642
25 Euro
Ab 8 Jahren