Süß und salzig mit Heike Krohz


Heike Krohz aus Süßen bei Göppingen ist gelernte Konditormeisterin, hat viele Jahre erfolgreich als Chef-Patissier in der Sternegastronomie gearbeitet und ist Mutter von drei Kindern. Nach zehn Stunden Backstube möchte sie häufig nur eins: Spaghetti essen und sich ausruhen. Wenn sie nicht backt, liebt Heike Krohz das Meer und ihren Garten. Das Schönste an ihrem Beruf: Wenn eine fertige Torte vor ihr steht und sie weiß, dass sie jedes noch so kleine Detail dieses Unikats mit ihren eigenen Händen geschaffen hat. Warum ihre drei Kinder maßgeblich an der erfolgreichen Gründung von suess-und-salzig beteiligt waren, verrät sie uns Heike Krohz diesem Interview.

Liebe Frau Krohz, erzählen Sie uns doch etwas über Ihren beruflichen Werdegang.
Seit über 25 Jahren arbeite ich als Konditorin. Bevor unsere drei Kinder auf die Welt kamen, war ich in erster Linie in der Sternegastronomie als Chef-Patissier tätig und habe in dieser Zeit auch meinen Konditormeister gemacht. Konditor war von Kindesbeinen an mein absoluter Traumberuf, zu dem es für mich nie eine echte Alternative gab. Ich liebte meinen Beruf schon immer.

© Katja Heil

Was veränderte sich mit der Geburt ihres ersten Kindes?
Eigentlich war mir schon vor der Geburt des ersten Kindes klar, dass ich in meinem Beruf mit den familienunfreundlichen Arbeitszeiten nicht wieder einsteigen konnte. Da unsere beiden ersten Kinder im Abstand von eineinhalb Jahren geboren wurden und mein Mann als Küchenchef in einem Sternerestaurant gearbeitet hat, war für mich an einen frühen beruflichen Wiedereinstieg nach der Babypause erst einmal nicht zu denken. Außerdem genoss ich die intensive Zeit mit den Babys sehr, auch wenn ich mich manchmal – bedingt durch einen Wohnort fern von Freunden und Familie – etwas einsam fühlte. Um nicht völlig einzurosten, begann ich, ein halbes Jahr nach der Geburt unseres dritten Kindes in einem Fischrestaurant als Küchenhilfe zu arbeiten. Nicht unbedingt ein Traumjob, aber so kam etwas Geld in die Familienkasse und außerdem fand ich es auch mal schön, mich wieder unter erwachsenen Menschen zu bewegen, deren Themen sich nicht nur um Windeln, Babybrei und Frühförderung drehten.

Vom Fischrestaurant zu Patisserie – wie haben Sie diesen Wechsel vollzogen?
Dass suess-und-salzig entstanden ist, war eigentlich nie mein Plan. Eine Selbstständigkeit hatte ich nie angestrebt. Den Ausschlag gab eine Hochzeitstorte, die ich für eine Freundin gestaltet hatte. Diese zog eine wahre Flut von weiteren, begeisterten Anfragen nach sich, und auf einmal war die Idee eines Torten- & Patisserieservices geboren!

Darauf hin machten Sie Nägel mit Köpfen und meldeten ein Gewerbe an?
Obwohl ich als Meistern natürlich über die Legitimation verfüge, mich selbstständig zu machen, war der Weg dorthin mit einigen Hürden verbunden. Finanzierung, Nutzungsänderung für unser Wohnhaus (da die Backstube ein Teil unseres Hauses war), Rentenversicherung, Krankenkasse, Handwerkskammer, Berufsgenossenschaft… alles Dinge, mit denen ich mich als Angestellte nie beschäftigt hatte. Diese administrativen Themen mussten – manchmal mit viel Geduld und Durchhaltevermögen – überwunden werden, aber die Idee hatte mich so sehr gefesselt und beflügelt, dass an ein Aufgeben nicht zu denken war.

Wie sah ihre Familie Ihren Wunsch nach der Selbstständigkeit?
Mein Mann unterstützte mich von der ersten Minute an, was natürlich großartig und absolut notwendig war. Ohne einen Partner an der Seite, der einen stets ermutigt und auch Verständnis dafür hat, dass das “Nur-Muttersein” eben nicht reicht, um wirklich glücklich zu sein, ist es meiner Meinung nach äußerst schwierig, erfolgreich eine Selbstständigkeit zu verwirklichen. Gerade als unsere Kinder klein waren, konnten sie nicht verstehen, dass “bunte Kuchen backen” Mamas Arbeit ist und ich deswegen oft keine Zeit für sie hatte. Hier hielt mir mein Mann den Rücken frei.

Übte die Selbständigkeit einen besonderen Reiz auf Sie aus?
Der Weg in die Selbständigkeit war für mich so verlockend, weil ich die gestalterische Freiheit bei der Umsetzung meiner Projekte hatte. Hinzu kam, dass ich meine Arbeitszeiten frei einteilen konnte. Beim Start von suess-und-salzig waren unsere Kinder sechs, fünf und zwei Jahre alt. Alles, was an Arbeit anfiel, habe ich in die Zeiten gelegt, in denen die Kinder in der Schule, im Kindergarten oder in der Krabbelgruppe waren. Ein ziemlicher Spagat und logistisch mit viel Organisationsarbeit verbunden. Auf der anderen Seite aber auch mit soviel Erfüllung und Freude an der Sache.

Lief denn dann alles in den geregelten Bahnen weiter, die Sie sich gewünscht hätten?
Natürlich nicht. Nach vier Jahren suess-und-salzig in Niebüll, in denen ich viele Erfahrungen sammeln konnte und in denen ich mir im norddeutschen Raum einen guten Ruf erarbeitet hatte, stand ein erneuter Umzug an. Wieder einmal war es ein Jobwechsel meines Mannes, der uns bewog, einen Neustart zu wagen. Mir persönlich fiel das sehr schwer, die Zelte abzubrechen. Gerade jetzt, wo mein 4. Baby suess-und-salzigso richtig gut ins Laufen gekommen war. Die Organisation von Kindern und Job, alles war gut geregelt. Und ich habe es sehr genossen, neben dem Muttersein auch meinen Beruf wieder ausüben zu können. Ob und wie ich meinen Torten- und Patisserieservice in Süddeutschland weiterführen konnte, war erst mal ein großes Fragezeichen.

© Heike Krohz

Was waren die positiven Aspekte Ihres Umzugs Richtung Schwäbische Alb?
Durch die vier Jahre Erfahrung, die ich als Selbstständige bereits in Norddeutschland gesammelt habe und die nochmals wie eine Lehrzeit für mich waren, konnte ich in meiner neuen Heimat von Anfang an ganz anders auftreten. Fehler, die ich zu Beginn gemacht habe, konnte ich umgehen. Mir war wichtig, meine Geschäftsidee in der neuen Heimat Schritt für Schritt anzugehen. Interessanterweise stärkte der Umzug mein Selbstbewusstsein, denn ich hatte noch mehr Vertrauen in meine Fähigkeiten und wusste einfach: Was im dünn besiedelten Norddeutschland erfolgreich gewesen ist, das MUSS im dichter besiedelten und wirtschaftlich besser gestellten Süden mit potenziellen Kunden einfach funktionieren. Auch konnte ich mir beispielsweise endlich einen eigenen Showroom einrichten, da wir nun über neue Räumlichkeiten verfügten. Der Umzug war also eine Chance für einen Neustart und mein Mut wurde durch einen schnell wachsenden Kundenkreis belohnt. Dafür musste ich natürlich auch einiges tun. Um mich in Süddeutschland zu etablieren, nahm ich im ersten Jahr als Aussteller auf sämtlichen großen Hochzeitsmessen der Region teil, um die Lage zu sondieren. Ferner baute ich mir Stück für Stück ein großes Netzwerk an sehr guten Fotografen, Floristen, Brautmodengeschäften und anderen Hochzeitsdienstleistern auf und setzte gemeinsam mit ihnen verschiedene Projekte um. Nun befinden wir uns im 12. Jahr. Darüber bin ich sehr sehr glücklich. Gerade am Anfang musste ich viele Kommentare einstecken, wie Das wird doch eh nix, Backende Hausfrauund ähnliches. Und nun habe ich das Privileg, in meinem Traumberuf zu arbeiten. Mit der Hilfe meines Mannes schaffe ich es, sowohl die Kunden glücklich zu machen, als auch ein intaktes Familienleben führen zu können. Das ist einfach großartig. Es geht zwar nicht ganz ohne Opfer die Kinder, die Familie und auch Freunde müssen manchmal zurückstecken. Mein Hauptgeschäft ist nun mal in der Zeit von Mai bis Oktober und immer man den Wochenenden. Ob Kindergeburtstage, Grilleinladungen und auch Urlaube, oft kann ich nicht dabei sein. Aber dass ich so zufrieden in meinem Beruf bin, ist für meine Kinder spürbar und überträgt sich auf sie. Dass ich mit meinem Können und mit meiner Arbeit maßgeblich zum Familienunterhalt beitragen kann, gibt mir ebenso ein sehr gutes Gefühl.

Haben Sie abschließend noch eine Empfehlung für Frauen, die ähnlich wie Sie, bedingt durch die Kinder, in ihrem alten Beruf nur schlecht Fuß fassen können, ihren Traumberuf aber dennoch nicht aufgeben wollen?
Selbstständigkeit ist eine tolle Sache. Jedem, der sich für diesen Schritt entscheidet, sollte aber klar sein, dass der zeitliche Aufwand nicht selten höher ist, als der eines Angestellten. Es ist zudem eher unrealistisch zu denken, dass man von heute auf morgen von der Selbständigkeit leben kann. Eine gewisse (finanzielle) Ausdauer ist mitzubringen. Auch die soziale Absicherung bei Krankheit ist nicht zu unterschätzen. Selbstständigkeit ist weder ein Hobby noch ein Selbstverwirklichungsprogramm, sondern harte Arbeit. Wenn einem das bewusst ist und “Frau” bereit ist, sich überdurchschnittlich für ihren Traum einzusetzen, dann kann ich die berufliche Selbstständigkeit absolut empfehlen. Wie in jedem Job ist nicht alles perfekt, aber der eigene Gestaltungsspielraum ist groß, und das finde ich mit das Tollste!

Liebe Frau Krohz, herzlichen Dank für dieses spannende Interview! Wenn ihr mehr über Heike Krohz Unikate erfahren möchtet, findet ihr alle Informationen hier: 

http://www.suess-und-salzig.de

http://www.sweet-candy-table.de

Wir selbst waren schon glückliche Kunden bei Heike Krohz und können ihr wunderbares Backwerk von Herzen empfehlen! 

 

© Titelbild: Katja Heil