Unterwegs: Pilzexpertin Tamara Deiss
Tamara Deiss hat sich mit ihrer Ausbildung zum Pilzcoach einen kleinen Traum erfüllt und lässt nun pilzinteressierte Naturfreunde an ihrem vielfältigen Wissen teilhaben. Auf spannenden Exkursionen erfahren die Teilnehmer in Wald und Wiese alles Wissenswerte über Pilze. Und da die Expertin so manch geheime Pilzstelle im Wald kennt, heißt es bei geeigneter Witterung nicht nur Pilze suchen, sondern auch: Pilze finden.
Liebe Tamara, wer bist du und was machst du? Mein Name ist Tamara Deiss. Meine Familie (Ehemann und Sohn, 8 Jahre alt) wohnen in Eislingen. Am Vormittag bin ich berufstätig und sitze am Schreibtisch, Nachmittags kümmere ich mich um Leon und den Haushalt. Es macht mich sehr glücklich, nun ebenfalls mein Hobby als Beruf etwas leben zu können, dank der Unterstützung meines Mannes. Ohne seinen Rückhalt wäre dies nicht möglich!
Was findest Du spannend an Pilzen und was möchtest Du den Menschen auf deinen Exkursionen vermitteln? Pilze sind generell spannend! Man kann sie nicht nur essen, sondern auch wunderbare kreative Dinge mit ihnen machen (Färben, Pilzpapier, Sporenabdruck uvm.) Ich möchte den Menschen die wunderbare Vielfalt der Pilze näher bringen und zeigen, was man alles daraus machen kann und natürlich vermitteln, welche Pilze essbar oder giftig und welche Heilpilze sind.
Gibt es in Deutschland auch Pilze, die rein durchs Abpflücken und den Hautkontakt giftig sind, oder muss man diese essen, bevor es gefährlich wird? In Europa gibt es keine kontaktgiftigen Pilze. Man spricht von einer Pilzvergiftung, wenn circa ein würfelzuckergroßes Pilzstück im Magen gelandet ist. Aber Achtung, durch den Genuss zu alter Pilze oder zu wenig durchgegarter Pilze bekommt man eine unechte Pilzvergiftung und landet auch hier unter Umständen im Krankenhaus. Fast alle Pilze (auch der wilde Wiesenchampignon) sind in rohem Zustand giftig! Der Zuchtchampignon ist hochgezüchtet und kann roh gegessen werden. Eine Ausnahme sind auch rohe Steinpilze. Da Pilze aber zu einem Großteil aus Chitin entstehen (hieraus bestehen Insekten), sind sie auch in gekochtem Zustand schwer verdaulich, daher rate ich generell vom Verzehr roher Pilze ab.
Verrätst Du uns eins deiner liebsten Pilzrezepte aus deiner Hausküche? Parasolschnitzel. Parasolhüte vom Stiel trennen, die Hüte mehlieren, in Ei und Paniermehl wenden. Anschließend in Butterschmalz von jeder Seite circa zehn Minuten anbraten. (Die Panade darf nicht anbrennen und der Pilz hinter der Panade muss durchgegart sein.) Mit Zitrone, Tsatziki und Salat servieren. Ein Genuss, den auch Kinder lieben.
Was rätst Du Familien, die mit ihren Kindern gern in die Pilze gehen möchten? Auf was ist zu achten, wo können die Gefahren liegen? Sammelt nur Pilze, die ihr sicher als Speisepilze bestimmt habt! Zur zusätzlichen Absicherung könnt Ihr auf der Seite DGfM einen Pilzsachverständigen in eurer Nähe suchen und bei diesem eine Korbkontrolle durchführen lassen. Hier darf es niemals ein „ich bin mir nicht sicher, aber probieren wir ihn doch mal“ geben! Auch Dinge wie “der Silberlöffel im Topf verfärbt sich, wenn ein Giftpilz in diesem ist” sind totaler Unsinn. Von Pilz-App’s rate ich grundsätzlich ab. Schaut auch bei eurem Pilzbuch nach, ob es immer auf dem neusten Stand, also jüngerer Auflage ist, denn es gibt immer wieder Änderungen. Ein Beispiel hierfür ist der Nebelgraue Trichterling, auch Nebelkappe genannt, der in den meisten Büchern als essbarer Speisepilz aufgeführt ist. Mittlerweile zählt dieser Pilz zu den Giftpilzen!
Liebe Tamara, vielen Dank für dieses interessante und spannende Interview. Unter www.waldsecrets.eu gibt es mehr Infos über Tamaras Arbeit als Pilzcoach. Auf der Webseite findet ihr auch alle Infos zu den Pilzkursen und -führungen, egal ob für Kindergärten und Schulen oder für Betriebsausflüge. Als begeisterte Exkursionsteilnehmer können wir einen Ausflug in die Pilze mit Tamara Deiss wärmstens empfehlen.
© Titelbild: Tamara Deiss