Schwanger trotz Endometriose


Als Clara Anfang 30 war, wurde bei ihr Endometriose diagnostiziert. Dabei handelt es sich um eine gutartige, aber häufig sehr schmerzhafte Erkrankung der Gebärmutter, bei der gebärmutterschleimhautartiges Gewebe außerhalb der Gebärmutterhöhle vorkommt. Besonders während der Periode verändert sich auch das Endometriosegewebe. Gewebeblutungen und Verwachsungen im Bauch- bzw. Beckenraum, auf der Gebärmutter, den Eileitern und den Eierstöcken können die Folge sein. Häufig kann Endometriose zu Unfruchtbarkeit führen.

Liebe Clara, Wer hat bei Dir die Erkrankung diagnostiziert und wie haben sich die Beschwerden genau geäußert?

Seit meiner Jugend hatte ich immer eine sehr schmerzhafte Periode, die laut des Frauenarztes als normal zu bewerten war. Mit 21 Jahren habe ich aufgrund des Wohnortwechsels auch den Frauenarzt gewechselt, wobei mich der neue Frauenarzt ebenfalls bei jeder Untersuchung beruhigen wollte, dass ich halt sensibel in meinem Körpergefühl sei und dass ich sensibel auf die starken Periodenschmerzen reagieren würde. Ich sollte eine Wärmflasche nehmen und mir ein warmes Bad machen. Es wurden, außer der standardisierten Jahresuntersuchung, keine anderen Untersuchungsmaßnahmen getroffen. Als mein Frauenarzt in den Ruhestand ging, habe ich eine neue Frauenärztin gefunden, die beim ersten Termin den Verdacht auf „Endometriose“ äußerte. Durch ein ausführliches fachliches Gespräch mit meiner Ärztin sowie eigene Recherchen zum Begriff Endometriose hatte ich nun endlich eine Erklärung für all die Schmerzen gefunden, die vor allem während der Periode auftraten und die sich wie tiefe Nadelstiche im Unterleib anfühlten. Eine zusätzliche Begleiterscheinung war noch ein Schwindelgefühl und starkes Unwohlsein.

Wie ging es weiter?

Ich war sehr froh, nun endlich eine Diagnose zu haben. Im Alltag immer wieder zu hören, dass doch jede Frau die monatlichen Probleme habe und ich mich nicht so anstellen solle… Das gehörte nun endlich der Vergangenheit an. Leider wurden die Schmerzen mit der Zeit immer intensiver und schlimmer. Als sie im Alltag unerträglich geworden waren, habe ich von der Frauenärztin die Überweisung ins Krankenhaus zur Bauchspiegelung erhalten. Der Verdacht auf Endometriose wurde nochmals bestätigt und die Endometrioseherde sowie alle damit einhergehenden Verwachsungen im Unterleib mit dem Laser entfernt. Danach folgte über ein paar Monate eine hormonelle Behandlung. Nun ging es spürbar bergauf für mich.

Hatten die Ärzte eine Prognose zum Thema Schwangerschaft abgegeben?

Uns wurde, bezogen auf meine Form der Erkrankung, eine Chance von maximal 7 % eingeräumt, dass es mit einer Schwangerschaft klappt. Das war natürlich bitter und ein Schlag für uns. Denn wir hatten uns immer ein Kind gewünscht und nun zu wissen, dass ich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht schwanger werden konnte, war traurig. Doch wir hatten einen starken Wunsch, ein Kind zu bekommen. Zwei Jahre lang versuchten wir es ohne Erfolg, haben die Hoffnung aber nicht aufgegeben. Zu unserer großen Überraschung war der Schwangerschaftstest nach über zwei Jahren positiv. Zu diesem Zeitpunkt war ich 31 Jahre alt. Wir konnten unser Glück kaum fassen und ich verlebte eine gesunde, glückliche Schwangerschaft. Natürlich versuchen andere Paare manchmal auch über einen längeren Zeitraum hinweg schwanger zu werden – oft über viele viele Jahre. Aber bei einer nur siebenprozentigen Wahrscheinlichkeit, war diese Schwangerschaft wirklich ein kleines Wunder für uns.

Wie geht es Dir heute?

Ich bin froh, alle für mich in Frage kommenden Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft zu haben. Danach ist uns das Glück einfach hold gewesen und heute haben wir eine gesunde Tochter und sind glückliche Eltern. Wir sind unendlich dankbar für dieses siebenprozentige Wunder! Unsere Familienplanung ist abgeschlossen und wir drei genießen unser FAmilenglück. Damit die Endometriose nicht wieder ausbricht und weitere Komplikationen mit sich bringt, wurde ich durch eine hormonelle Behandlung in die künstlichen Wechseljahre versetzt, um das Nachwachsen der Zellen auszubremsen. So habe ich, bei einem immer gleich bleibenden Hormonzyklus, keine Menstruation mehr und bin beschwerdefrei. Auch kann es helfen, per Antibabypille, die im Langzeitzyklus eingenommen wird, die Menstruation zu unterdrücken, sofern die Frau die Pille verträgt.

Hast Du Tipps für Betroffene? 

Lasst euch nicht einreden, dass die schmerzhaften Beschwerden nur mit der sensiblen Körperstruktur, erhöhter Selbstwahrnehmung etc. zu tun haben und schöpft alle Möglichkeiten aus. Es gibt immer wieder (Frauen-)Ärzte, die sagen: „Regelschmerzen hat es schon immer gegeben. Das ist doch keine Krankheit.“ Aber hört auf Euer Bauchgefühl, wenn die Schmerzen für Euch nicht normal und ernst sind und lasst Euch nicht abfertigen. Es gibt viele Endometriose-Zentren bzw. erfahrene Frauenärzte, wo man sich eine zweite Meinung holen und sich beraten lassen kann. Denn immerhin ist Endometriose die häufigste Unterleibserkrankung bei Frauen.

Liebe Clara, vielen Dank für dieses interessante Interview!

 

Wer von Endometriose betroffen ist, findet in diesem Buch Erklärungen und Ratschläge:

Ewald Becherer, Adolf Schindler
„Endometriose: Rat und Hilfe für Betroffene und Angehörige“
W. Kohlhammer Verlag
ISBN 978-3-17-020342-6

Ebenso bietet die Seite www.endometriose-im-netz.de Unterstützung und Hilfestellung.