Spark – Klassik für die Generation Z


© Gregor Hohenberg

Klassik ist nur etwas für Alte? Mitnichten, wie der freischaffende Musiker Daniel Koschitzki aus Karlsruhe weiß. Denn er gründete vor zehn Jahren das klassische Ensemble “Spark” und begeistert mit seinen vier Kollegen in mitreißenden Konzerten Jung und Alt. Etwa 50 bis 60 Konzerte spielen Spark pro Jahr auf der ganzen Welt. Daneben leitet Daniel Koschitzki in Dürrenbüchig bei Bretten noch ein Blockflötenorchester mit rund 35 Blockflötistinnen. Wir möchten Euch Daniel und Spark, die im Jahr 2011 den ECHO Klassik in der Kategorie “Klassik ohne Grenzen” gewonnen haben, heute in einem Interview vorstellen.

Lieber Daniel, welchen Stellenwert nahm die klassische Musik in Deiner Kindheit bzw. Jugend für Dich ein?

Die klassische Musik nahm in meiner Kindheit nicht unbedingt einen größeren Anteil oder Stellenwert ein als andere Richtungen. Mein Bruder und ich bekamen von unseren Eltern wichtige klassische Werke wie “Die vier Jahreszeiten” von Antonio Vivaldi oder “Schwanensee” von Pjotr Iljitsch Tschaikowski auf Kassetten geschenkt, aber gleichzeitig liefen im Radio auf SWR3 auch die aktuellen Hits aus der Rock- und Popmusik. Ich habe für mich keinen Unterschied zwischen den unterschiedlichen Musikrichtungen gemacht. Vielmehr zählte, was mir besonders gefällt oder mich tief berührt. Und das war von Tag zu Tag unterschiedlich. So ist es bis heute geblieben und auch bei Spark spielt das Nebeneinander verschiedener Genres eine tragende Rolle.

Wie kam es dazu, dass Du das Spielen der Blockflöte erlernt hast?

Zur Blockflöte bin ich über meine Eltern gekommen. Sie mochten das Instrument sehr gerne und haben mir eine sehr schöne Flöte aus Holz gekauft, mit der ich dann zur Musikschule gegangen bin. Dort hatte ich eine sehr gute Blockflötenlehrerin, die mir immer wieder neue Facetten auf dem Instrument aufgezeigt hat. So hat mich die Blockflöte nie wieder losgelassen.

Wie gestaltete sich Dein weiterer beruflicher Werdegang?

Nach dem Abitur am Zabergäu-Gymnasium Brackenheim bin ich im Frühjahr 1999 nach Karlsruhe gezogen und habe dort Blockflöte und Klavier studiert – beides als Hauptfachstudium. Beide Studiengänge habe ich bis zum Solistenexamen geführt – auf der Blockflöte mit solistischem und auf dem Klavier mit kammermusikalischem Schwerpunkt.

Wie kam es zur Gründung von Spark?

© Gregor Hohenberg

Andrea Ritter, mit der ich seit Mitte der 2000er-Jahre in einem Blockflötenquartett gespielt hatte, und ich gründeten Spark im Frühjahr 2007 mit dem Wunsch, der Blockflöte ein neues Podium zu schaffen. Sonst assoziiert man das Instrument eher mit der Alten Musik und führt es gerne mit dem Cembalo und der Gambe zusammen. Wir wollten sie mit einem modernen Klavier und modernen Streichern kombinieren, um zu zeigen, dass sie ein modernes Blasinstrument ist. Außerdem ging es uns ganz generell darum, eine neue Musik zu spielen, die weniger der Ästhetik der atonalen Avantgardemusik verbunden ist, sondern Inspirationen aus den Bereichen Minimal Music, Filmmusik sowie Rock und Pop bezieht – das Ganze aber aus der Perspektive des klassischen Musikers.

Was bedeutet Spark und die Arbeit mit Deinen Bandkollegen für Dich?

Mit Spark haben wir uns einen ganz persönlichen Traum erfüllt. Wir haben unsere ganz eigene Spielwiese erschaffen, auf der wir uns kreativ-schöpferisch ausleben können. Es ist ein großes Glück, dass dieses Konzept viele Menschen angesprochen hat, so dass wir mittlerweile von der Konzerttätigkeit mit Spark leben können.

Was ist das Besondere an Eurer Bühnen-Performance?

Wir versuchen, unseren Zuschauern zu zeigen, dass auch in klassischer Musik sehr viel Energie steckt. Das leben wir in unseren Performances auf der Bühne aus. Durch die direkte Gegenüberstellung von klassischen und zeitgenössischen Werken wird den Zuhörern außerdem klar, wie zeitlos so manches klassische Musikstück ist. In der Regel spielen wir auswendig, was dem Auftritt einen frischen Touch verleiht. Das ist bisweilen sehr aufwendig, da die Stücke zum Teil hoch komplex sind, voller Taktwechsel stecken und nicht immer an einprägsame Melodien gekoppelt sind.

Ihr habt viele Preise gewonnen. Welche Auszeichnungen liegen Dir am meisten am Herzen und warum?

© Bartosch Salmanski

Unsere wichtigste und bis dato größte Auszeichnung war der ECHO Klassik in der Kategorie “Klassik ohne Grenzen” im Jahr 2011. Der Preis hat uns sehr viele Türen geöffnet und uns einem größeren Publikum erschlossen. Für uns war mit dieser Auszeichnung auch eine Anerkennung unserer neuartigen Herangehensweise an die Klassik verbunden. Dieser versuchen wir immer wieder gerecht zu werden. Wir sind stets auf der Suche nach neuen Projektideen, mit denen wir das vermeintlich Altbekannte mit frischer Energie und neuen Ideen auf die Bühne bringen können.

Was begeistert Kinder und Jugendliche an Eurer Musik und umgekehrt: Was findest Du persönlich spannend an der Arbeit mit dem jungen Publikum?

Junge Menschen begeistern sich sehr für die Energie unseres Vortrags. Sie sind überrascht, wie mitreißend ein Stück von Mozart oder Bach sein kann, wenn es mit der entsprechenden Leidenschaft vorgetragen wird. Umgekehrt sind wir begeistert, wie unvoreingenommen junge Menschen unsere Musik hören. Sie machen keinen Unterschied zwischen Mozart, Bach, Beethoven und den neuzeitlichen Komponisten, die wir spielen. Das läuft alles über die Emotion. Völlig ungefiltert. Dieser Austausch macht Spaß. Er ist ehrlich und unbefangen und spornt uns an, die Richtung, die wir eingeschlagen haben, mutig weiterzuverfolgen.

Aktuell arbeitet Ihr an einer neuen CD. Verrätst Du uns mehr dazu und auch über Euer Startnext-Projekt?

© Gregor Hohenberg

Derzeit beschäftigen wir uns mit dem Thema Tanz. Das beginnt mit einer Ballettmusik von Mozart und endet bei einem Chamber-Techno-Stück des Stuttgarter Komponisten Sebastian Bartmann. Wir versuchen in dem Programm eine weite Brücke über die Jahrhunderte zu schlagen und gleichzeitig zu zeigen, dass die Freude und die Begeisterung am Tanzen ein ganz zeitloses Phänomen ist. Bei der Finanzierung des Projekts haben wir uns dieses Mal für eine Crowdfunding-Kampagne entschieden. Das bedeutet, dass unsere Fans die Möglichkeit haben, das Projekt von Anfang an mit zu unterstützen und sich mit uns zu vernetzen. Für die finanzielle Unterstützung bei Startnext gibt es tolle “Dankeschöns”. Schaut gern einfach mal hier vorbei.

Du bist im Ländle geboren, aufgewachsen und ihm treu geblieben. Was schätzt Du an Land und Leuten am meisten?

Ich bin im Zabergäu groß geworden und fühle mich dem Kraichgau bis heute sehr verbunden. Der schwäbische Dialekt ist für mich bis heute mit dem Gefühl von Heimat verbunden. Die Leute hier sind offen, sehr warm und freundlich. Das Publikum im Schwabenländle ist zudem ein ganz begeisterungsfähiges! Da ist immer sehr viel Spaß angesagt.

Auf was dürfen wir uns in Zukunft von Spark bzw. von Dir als Solokünstler freuen?

Spark bastelt derzeit an einem tollen neuen Projekt für Spark und Kammerorchester, das den Barockkomponisten Georg Philipp Telemann genauer unter die Lupe nimmt. Sebastian Bartmann, der auch für unser Dancefloor-Projekt eine supertolle Nummer geschrieben hat, reflektiert Telemanns Musik aus heutiger Sicht und verbindet die Klangsprache des barocken Genius mit seinem eigenen minimalistischen Stil. Ich freue mich sehr auf dieses Projekt und denke, dass wir uns auf großartige Musik freuen dürfen. Das Werk wird im Mai im Rahmen des Schwarzwald Musikfestivals uraufgeführt. Als Solist freue ich mich darauf, immer mal wieder das herrliche Barockrepertoire der Blockflöte spielen zu können – sei es in Kammerkonzerten mit guten Freunden oder auch als Solist mit Orchester. Mehr Informationen dazu sind auf meiner Website zu finden unter: www.danielkoschitzki.de

Hier geht es zum sehenswerten Trailer von Spark und hier findet Ihr die Preisverleihung beim ECHO 2011. Die Laudatio hielt damals übrigens Thomas Gottschalk. Ganz besonders ans Herz legen möchte ich Euch einen Konzert-Tipp in der Region, der bei uns schon im Familienkalender eingetragen ist: Spark spielen am 27. Oktober 2018 um 19 Uhr ihr aktuelles Programm “On the Dancefloor” im Kulturzentrum Baltmannsweiler.

Titelbild: © Gregor Hohenberg