Geheimnisvolle Sperrnächte
Bereits in den vergangenen Jahren haben wir uns mit den Raunächten und mit ihrer Gestaltung als Familie beschäftigt (hier geht es zum Artikel). Doch der Dezember beinhaltet eine weitere besondere Zeit, die sogenannten Sperrnächte.
Die Sperrnächte gelten als die geheimnisvollen Vorboten der Raunächte und beginnen traditionell am 8. Dezember. In alten Überlieferungen heißt es, dass in diesen Nächten die Tore zwischen der sichtbaren und der unsichtbaren Welt bereits einen Spalt geöffnet werden. So markieren die Sperrnächte eine Zeit des Übergangs, in der das Alte langsam zur Ruhe kommt und das Neue noch nicht begonnen hat. Der Sinn dieser Nächte liegt darin, sich bewusst auf die bevorstehenden Raunächte vorzubereiten, Ballast loszulassen und die eigene Aufmerksamkeit nach innen zu richten. Familien können die Sperrnächte nutzen, um gemeinsam innezuhalten und Rituale zu gestalten, die sowohl Kindern als auch Erwachsenen einen Zugang zu dieser besonderen Zeit eröffnen.
Mit Kindern lassen sich die Sperrnächte wunderbar durch kleine, stimmungsvolle Aktivitäten begehen. Ein Spaziergang im Dunkeln mit Laternen oder Fackeln kann die besondere Atmosphäre spürbar machen und den Gedanken des „Lichttragens“ in die dunkle Jahreszeit einbetten. Auch das gemeinsame Erzählen von Märchen oder Geschichten, die von Übergängen und Verwandlungen handeln, passt gut zu dieser Zeit. Wer möchte, kann mit den Kindern kleine Wunschzettel schreiben oder Bilder malen, die symbolisch für das stehen, was im alten Jahr zurückgelassen werden soll. Diese können anschließend verbrannt oder in einer Schachtel verschlossen werden, um den Akt des Loslassens greifbar zu machen.
Für die ganze Familie sind die Sperrnächte eine Einladung, bewusst langsamer zu werden, die Tage nicht mit Alltagshektik zu füllen, sondern mit Momenten der Stille und des Miteinanders. Der Zweck der Sperrnächte liegt also darin, einen inneren Raum zu schaffen, in dem die Familie sich sammeln, Vergangenes würdigen und sich auf das Kommende vorbereiten kann. Während die Sperrnächte das praktische und bewusste Loslassen fokussieren (man sperrt das Alte weg, räumt auf, beendet Dinge und schließt bildlich gesprochen eine Tür hinter sich), konzentrieren sich die Raunächte auf den Übergang zwischen Vergangenheit und Zukunft. Auch hier gehört Loslassen dazu, aber stärker verbunden mit innerer Reflexion und dem Öffnen für Neues.
Hier noch einige Ideen, wie ihr als Familie den Monat Dezember im Rahmen der Sperrnächte und der Raunächte mit kleinen Ritualen füllen könnt:
- Wunschsteine bemalen: Kinder suchen draußen kleine Steine, bemalen sie mit Symbolen oder Farben für ihre Wünsche. Die Steine können ins Fenster gelegt oder im Garten vergraben werden.
- Traumfänger basteln: Ein einfacher Traumfänger aus Zweigen, Wolle und Federn kann symbolisch für das „Einfangen“ guter Träume stehen.
- Geschichtenkreis: Jeden Abend erzählt ein Familienmitglied eine kleine Geschichte oder ein Märchen. Kinder können Figuren malen, die zur Geschichte passen.
- Klangritual: Mit Klangschalen, Glöckchen oder einfachen selbstgemachten Rasseln wird der Raum „gereinigt“. Kinder lieben es, Geräusche zu erzeugen und die Stimmung zu spüren.
- Naturgaben sammeln: Ein Spaziergang, bei dem Kinder Tannenzapfen, Blätter oder kleine Äste sammeln. Diese werden zu einem Naturaltar gelegt, der die Verbindung zur Jahreszeit sichtbar macht.
- Zeitkapsel gestalten: Kinder legen kleine Zeichnungen oder Symbole für ihre Wünsche in eine Schachtel, die bis zum nächsten Jahr verschlossen bleibt.
- Traumtagebuch führen: Jeden Morgen erzählen Kinder ihre Träume, die aufgeschrieben oder gemalt werden.
- Dankbarkeitsglas: Abgeschlossene Dinge, Wünsche und Hoffnungen sammeln
Wer sich mittels kindgerechter Literatur näher mit den Raunächten beschäftigen möchte, dem seien zwei Bücher ans Herz gelegt: „Die magische Reise des Rauhnächte-Raben Trix“ von Vera Griebert-Schröder und Franziska Muri aus dem Irisiana-Verlag und „Rauhnächte mit Kindern erleben“ von Christine Dohler aus dem Goldmann Verlag.