Reflexion: Mein Smartphone und ich
Rezension
Der Stadtjugendring Stuttgart hat unter redaktioneller Mitarbeit der Medienpädagogin Filiz Tokat das Reflexionsheft „Mein Smartphone und ich“ veröffentlicht, das sich mit der Smartphone-Nutzung von Kindern und Jugendlichen auseinandersetzt. Ziel ist es, junge Menschen zur kritischen Betrachtung des eigenen Medienverhaltens zu ermutigen – ohne erhobenen Zeigefinger, sondern mit praxisnahen Impulsen und einem offenen Blick auf die digitale Lebenswelt.
Ein Reflexionsheft ist ein einfaches, aber wirkungsvolles Instrument zur Förderung von Selbstwahrnehmung und kritischem Denken. Es bietet Raum, um persönliche Erfahrungen, Gedanken und Verhaltensweisen schriftlich festzuhalten und zu hinterfragen. Gerade in einer Lebensphase, die von schnellen Veränderungen, wachsender Selbstständigkeit und digitaler Dauerpräsenz geprägt ist, kann ein Reflexionsheft helfen, innere Klarheit zu gewinnen. Denn Jugendliche sind heute nahezu ständig online, sei es um zu kommunizieren, zu konsumieren oder zur Unterhaltung. Ein Reflexionsheft ermöglicht es, diese Gewohnheiten bewusst zu betrachten: Wann greife ich zum Handy? Was löst dies in mir aus? Wie beeinflusst es meine Stimmung, meine Konzentration oder meine Beziehungen? Durch gezielte Fragestellungen entsteht so ein persönlicher Dialog mit sich selbst, fernab von pauschaler Kritik, dafür im Modus ehrlicher Selbstbeobachtung.
„Mein Smartphone und ich“ bietet eine Vielzahl an Materialien: Reflexionsfragen zur Nutzungsdauer und digitalen Gewohnheiten, kreative Methoden wie eine Digital Detox Challenge oder Anreize zur Wertediskussion. Besonders sinnhaft ist der Ansatz, Medienkompetenz nicht als technisches Wissen zu verstehen, sondern als Fähigkeit zum Dialog und zur verantwortungsvollen Nutzung digitaler Angebote. Es geht nicht um Verbote, sondern um einen kompetenten Umgang mit der digitalen Umwelt. Der Stadtjugendring möchte mit dem Reflexionsheft einen Beitrag leisten zur fördernden Medienerziehung, die Kinder und Jugendliche befähigt, digitale Angebote bewusst und sicher wahrzunehmen. Das Heft soll zur kritischen Auseinandersetzung mit dem eigenen Medienverhalten anregen und bietet darüber hinaus praxisnahe Impulse für Workshops, Unterrichtseinheiten oder Elterngespräche. Expertenmeinungen, wie die von Dr. Dipl.-Psychologin Isabel Brandhorst und Dr. Linny Geisler, runden das Reflexionsheft mit Aspekten zu Sucht und gesunder Mediennutzung ab.
Unser Fazit: Das Reflexionsheft „Mein Smartphone und ich“ richtet sich an Kinder und Jugendliche aber auch an Fachkräfte oder Eltern, die sich mit dem Thema Medienkompetenz und Smartphone-Nutzung auseinandersetzen möchten. Im Reflexionsheft finden sie eine fundierte und zugleich zugängliche Grundlagen für Gespräche, Projekte und Präventionsarbeit. Junge Menschen werden durch das Befüllen des Reflexionshefts nicht nur in ihrer Medienkompetenz, sondern auch in ihrer Selbstwirksamkeit gefördert. Denn die Kinder und Jugendlichen lernen, ihre eigenen Verhaltensmuster zu erkennen und gegebenenfalls zu verändern, indem sie Strategien umsetzen können, digitale Medien sinnvoll und selbstbestimmt zu nutzen. In Familien, in schulischen Projekten oder auch in Workshops kann das Reflexionsheft so zu einem wertvollen Begleiter werden – leise, ehrlich und nachhaltig.
Natürlich ersetzt das Reflexionsheft nicht das gesprochene Wort zwischen Kind und Eltern oder anderen Vertrauenspersonen, beispielsweise wenn es im Rahmen der Smartphone-Nutzung um das Thema Hate Speech oder Cybermobbing geht. Hier müssen Eltern, Pädagogen und Fachkräfte handeln und aktiv mit den betroffenen Kindern und Jugendlichen Lösungen finden. Dazu Medienpädagogin und Bildungsreferentin Filiz Tokat: „Das Kind kann diese schlimme Situation nicht alleine beenden, es braucht Hilfe. Wenn sich Ihr Kind Ihnen anvertraut, müssen sie ihm unbedingt mit Verständnis und Rat und Tat zur Seite stehen. In Deutschland gibt es kein eigenes Strafgesetz gegen Cybermobbing, aber es ist durchaus möglich, rechtlich gegen Täter vorzugehen. Sich bei Organisationen und Beratungsstellen, die Betroffene unterstützen, beraten zu lassen, macht auf jeden Fall Sinn und kann für Eltern hilfreich sein. Auf der Website von Medienfokus BW sind Beratungsstellen vor Ort oder online aufgeführt (https://www.medienfokus-bw.de/service/beratung/). Auch möchte ich zu bedenken geben, dass, wenn ein Mobbingfall zwischen Kindern entsteht, hier auch unbedingt eine pädagogische Aufarbeitung zu ermöglichen. Des Weiteren können Eltern beziehungsweise Geschädigte vom Seitenbetreiber verlangen, dass unangemessene Inhalte gelöscht werden. Leider geschieht das nicht immer und auch nicht gleich, was für die Betroffenen sehr mühsam und belastend ist. Cybermobbing ist ein sehr sensibles Thema und sollte stets unverzüglich und mit allem Nachdruck, aber dennoch unbedingt im Sinne der beteiligten Kinder, in Angriff genommen werden.“
Mein Smartphone und ich – Ein Reflexionsheft für die Smartphone-Nutzung
Herausgeber: Stadtjugendring Stuttgart
Redaktion: Filiz Tokat
Grafik: Jana Konz (No.52 – Design Studio)
48 Seiten
1. Auflage 2025
ab 12 Jahren
Bestellung unter filiz.tokat@sjr-stuttgart.de
Mehr Hintergrundwissen zum Thema Medienkompetenz aber auch zu Cybermobbing und Diskriminierung im digitalen Raum bietet der Stadtjugendring Stuttgart oder das Demokratiezentrum Baden-Württemberg, die Landeszentrale für politische Bildung (LpB) und das Landesmedienzentrum Baden-Württemberg (LMZ). Im Akutfall können sich Betroffene an die Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) oder den Antidiskriminierungsverband Deutschland (advd) mit einer Übersicht über die Beratungsstellen der Landkreise oder an JugendNotmail wenden.