Stilles Unrecht: Elterndiskriminierung
In einer idealen Welt ist Elternschaft ein geachteter, unterstützter und selbstverständlicher Teil des gesellschaftlichen Lebens. Doch die Realität sieht oft anders aus. Eltern sehen sich in vielen Lebensbereichen mit strukturellen Nachteilen konfrontiert, sei es im Job, im Bildungssystem oder im sozialen Umfeld. Diese Form der Benachteiligung trägt einen Namen: Elterndiskriminierung.
Elterndiskriminierung beschreibt die direkte oder indirekte Benachteiligung von Menschen, die Kinder erziehen, sei es durch mangelnde Unterstützung, Benachteiligung im Berufsleben oder gesellschaftliche Stigmatisierung. Besonders betroffen sind Alleinerziehende, junge Mütter, Väter in Elternzeit, gleichgeschlechtliche oder diverse Paare und Familien mit mehreren Kindern. Oft steht dahinter ein überholtes Bild, wie „verlässlich“, „belastbar“ oder „verfügbar“ Eltern sein sollen. Viele der Diskriminierungen sind nicht offen feindlich, sondern geschehen subtil im Alltagsleben: Karriereknick nach der Elternzeit, Teilzeitarbeit als Stigma oder die häufig langwierige Wohnungssuche mit Kind. Elterndiskriminierung ist also kein individuelles, sondern ein strukturelles Problem und somit gesellschaftlich relevant. Wenn Eltern benachteiligt werden, betrifft das langfristig auch Kinder und letztlich das gesamte soziale Gefüge.
Ein Wandel erfordert Umdenken auf mehreren Ebenen:
- Gesetzlicher Schutz: Elternschaft muss im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) explizit geschützt werden, genauso wie Alter, Geschlecht oder ethnische Herkunft.
 - Unternehmen in die Pflicht nehmen: Es braucht echte Vereinbarkeit von Beruf und Elternschaft, mit flexiblen Arbeitsmodellen, wertschätzender Unternehmenskultur und fairen Karrierechancen.
 - Gesellschaftliches Umdenken: Elternschaft ist kein Makel, sondern eine Ressource. Wertschätzung und Unterstützung müssen zur Norm werden, nicht zur Ausnahme.
 - Mehr Sichtbarkeit: Nur wer Elterndiskriminierung benennt, kann gegen sie angehen. Es braucht Erfahrungsberichte, Daten, Austausch und Mut.
 
Wer Elterndiskriminierung erlebt, hat mehrere Möglichkeiten, sich Unterstützung und rechtliche Beratung zu holen. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) bietet eine kostenlose Erstberatung für Menschen, die sich aufgrund von Elternschaft oder Fürsorgepflichten benachteiligt fühlen. Auch bietet die Plattform des Antidiskriminierungsverbands Deutschland (advd) eine Übersicht über Beratungsstellen in den Landkreisen.