Museum für Papier- und Buchkunst
Versteckt im idyllischen Lenninger Tal, eingebettet in die historische Kulisse des Oberlenninger Schlössles, befindet sich ein ganz besonderes Museum: das Museum für Papier- und Buchkunst. Auf rund 200 Quadratmetern entfaltet sich eine faszinierende Welt, in der Papier zum künstlerischen Ausdrucksmittel wird.
Das Museum wurde 1992 zum 100-jährigen Jubiläum der Erfindung des Kunstdruckpapiers durch den Papierfabrikanten Adolf Scheufelen gegründet. Die gleichnamige Papierfabrik, die in Oberlenningen ansässig war beziehungsweise ansässig ist, war maßgeblich an der Konzeption und Ausstattung des Museums beteiligt. Heute wird die Sammlung von der Gemeinde Lenningen betreut, unterstützt durch den Förderkreis Schlössle, der die Exponate als Dauerleihgabe zur Verfügung stellt. Die Ausstellungen gliedern sich in mehrere Bereiche, die jeweils unterschiedliche Facetten der Papier- und Buchkunst beleuchten. In der historischen Abteilung erfahren Besucher Wissenswertes über die Geschichte der Papierherstellung, inklusive handgeschöpfter Papiere aus aller Welt. In der Bastelecke können Kinder mit Papier, Schere und Farbe selbst kreativ werden. Führungen und Workshops für Erwachsene vertiefen das Verständnis für die künstlerischen Prozesse und regen zum Mitmachen an.
Doch das Herzstück des Museums liegt in der zeitgenössischen Kunst: Papier wird hier nicht nur als Träger, sondern als Material selbst verstanden. Künstler formen, schneiden, reißen, collagieren und erschaffen Werke, die oft skulptural wirken und die Grenzen zwischen Bild, Objekt und Raum sprengen. Somit versteht sich das Museum nicht nur als Ausstellungsort, sondern auch als Inspirationsquelle. Eine Besonderheit des Museums ist ein Prägedruck Günther Ueckers, bei dem Nägel in eine Holzplatte geschlagen, feuchtes Büttenpapier darüber gelegt und dieses unter großem Druck gepresst wurde. Das Ergebnis: ein reliefartiges Bild, bei dem die Nägel unter dem Papier sichtbar und spürbar werden – ganz ohne Farbe, nur durch Licht, Schatten und Struktur.
Das Schlössle selbst, ein denkmalgeschütztes Fachwerkhaus aus dem 16. Jahrhundert, bietet einen stimmungsvollen Rahmen für die Ausstellung. Die Kombination aus alter Architektur und moderner Kunst schafft eine besondere Atmosphäre, die den Besuch zu einem interessanten Erlebnis macht. Besonders spannend ist eine kleine Dauerausstellung im Erdgeschoss. Sie zeigt, welche Objekte bei der Sanierung des Hauses gefunden wurden, nachdem dieses vier Jahrhunderte lang bewohnt worden war. Exponate wie alte Münzen, die zwischen Dielenbretter gerutscht waren, Schuhe und Kleidungsstücke, Scherben von Butzenscheiben und Krügen, alte Zeitungen, Geschirr oder Kinderspielzeug machen die 400 Jahre alte Geschichte des Hauses und seiner ehemaligen Bewohner erlebbar.
Das Museum für Papier- und Buchkunst befindet sich im Schloßrain 15 in 73252 Lenningen. Geöffnet ist es samstags von 10 bis 12 Uhr und sonntags von 14 bis 17 Uhr. Gruppenführungen sind nach vorheriger Anmeldung auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten möglich. Im Schloßrain 15 ist auch die Bücherei der Gemeinde untergebracht. Mehr Informationen zum Museum erhaltet ihr hier.