
Pilze sammeln mit Kindern
Im Spätsommer und Herbst macht das Sammeln von Pilzen viel Spaß. Mir geht es dabei häufig so, dass ich manchmal gar nicht genau weiß, welche Pilze unbedenkliche Speisepilze oder harmlos aussehende, jedoch hochgiftige Zeitgenossen sind. Viele Gemeinden bieten deshalb eine kostenlose Pilzberatung an. Ein Pilzexperte geht dabei mit Groß und Klein in den Wald oder begutachtet bereits gepflückte Pilze und gibt Auskunft über Art und Verzehrtauglichkeit. Für die Kinder sind die Ausflüge mit einem Pilzexperten sehr spannend, erfahren sie doch viel über Flora und Fauna des Waldes und lernen, warum es überhaupt giftige Pilze gibt.
Warum sind manche Pilze giftig?
Das Gift der Pilze schützt sie vor Fressfeinden. Viele Insekten oder Nagetiere wissen instinktiv, welche Pilze unverträglich sind und wenden sich automatisch den ungiftigen Pilzen zu, um diese zu verzehren. Eine wirkungsvolle Strategie der Giftpilze, um im Wald zu überleben. Doch nicht alle Tiere sterben, wenn sie einen giftigen Pilz fressen. Auch hier gilt die Anpassung als Überlebensstrategie. Tiere verstoffwechseln das Gift der Pilze häufig ganz anders, als wir Menschen dies tun und reagieren unterschiedlich auf chemisch-giftige Substanzen. Als klassischen Giftpilz kennen die meisten Kinder den Fliegenpilz. Unverwechselbar ist seine schlanke Gestalt mit den weißen Lamellen und dem roten Hut, der mit weißen Tupfen übersät ist. Eine Verwechslungsgefahr besteht hier kaum – anders als bei manch anderem Pilz, der harmlos daher kommt und dessen Verzehr fast immer tödlich ist. Als häufig genanntes Beispiel dient der Grüne Knollenblätterpilz. Fast jeder Verzehr durch einen Menschen führt hier zum Tode, wobei der Pilz weder giftig riecht, noch bitter schmeckt. Häufig wird er aufgrund seines klassischen Aussehens mit Speisepilzen wie dem Täubling oder dem Wiesen-Champignon verwechselt. In der Pilzkunde lernen wir, dass der Knollenblätterpilz weiße, der Champignon jedoch bräunliche Lamellen hat – ein recht sicheres Kriterium, um die Pilze voneinander zu unterscheiden.
Manch Speisepilz ist schwer zu erkennen
Wir erfahren, dass manche Pilze eigentlich ungiftig sind, aber beispielsweise in Verbindung mit Alkohol eine giftige Wirkung entfalten können (beispielsweise der Falten-Tintling). Auch sollte dieser Pilz nur jung verzehrt werden. Auch manch Champignon ist giftig, wie beispielsweise der Karbol-Champignon. Doch viele Pilze sind einfach nur lecker und schmackhafte Speisepilze. Klassiker sind Stockschwämmchen, der Maronenröhrling, der Steinpilz oder Birkenpilz, Wiesen-Champignons oder Parasolpilze, die mit ihren großen Hüten beeindrucken. Das Thema der Pilzkunde ist also sehr weitläufig und häufig ist es nicht ausreichend, mit einem Pilzbestimmungsbuch durch den Wald zu gehen. Lieber sollte die Ernte einem Pilzsachverständigen gezeigt werden, denn nur ein Bruchteil der geschätzt eine Million Pilzarten, die weltweit verbreitet sind, eignet sich zum Verzehr.
Warum sind Pilze so gesund?
Pilze sind nicht nur lecker, sondern auch sehr gesund. Sie enthalten kaum Fett und sind reich an Aminosäuren, den Bausteinen der Eiweiße. Ferner enthalten sie Selen und Zink sowie Calzium, Magnesium und andere Mineralstoffe. Wichtig ist jedoch, sich vor dem Kochen von Speisepilzen genau über die richtige Lagerung, Zubereitung (Erhitzen!) etc. zu erkundigen. In der chinesischen Medizin genießen Pilze einen hohen Stellenwert und werden beispielsweise zur unterstützenden Heilung entzündlicher Prozesse im Körper verabreicht oder zur Entgiftung bzw. dem Lindern von Allergien.
Unser Fazit: Eine geführte Pilzexkursion mit einem Fachmann, der den Kindern genau die Merkmale verschiedener, heimischer Pilze erklärt und sie auf ihre toxischen Eigenschaften hinweist, macht viel Spaß und ist absolut sinnhaft, um den Kindern Respekt vor diesen, teilweise giftigen, Schönheiten zu vermitteln. Doch auch nach einer Pilzführung sollten Kinder nur gemeinsam mit kundigen Erwachsenen Pilze sammeln und wissen, dass sie ohne Aufsicht niemals einen Pilz probieren und am besten auch nicht pflücken sollten. Wir haben das Glück, dass in unserem Wohnort Herr Volker Draxler, einer der Pilzexperten des Großraums Stuttgart, jährlich ab August regelmäßig Pilzberatungen im Rathaus durchführt. Bei gesammelten Pilzen, die sich durch den Laien nicht exakt bestimmen lassen, hilft Herr Draxler weiter und erzählt darüber hinaus viel Interessantes über verschiedene Pilzarten, Vorkommen, Zubereitungsmöglichkeiten und mehr.
Dieser Artikel ersetzt deshalb auch keinen Pilzratgeber oder eine Beratung durch einen Fachmann!