Was ist schön?
Das Kulturangebot im ländlichen Raum ist ein facettenreiches und essentielles Element und ein unverzichtbarer Bestandteil unseres Zusammenlebens. Kleine, feine Ausstellungen in Städtischen Museen sind Plattformen zur Stärkung von lokaler Identität und Innovation. „Was ist schön?“ fragt aktuell die gleichnamige, facettenreiche Exposition im Stadtmuseum ‚Alte Post‘ in Ebersbach an der Fils.
Das Bedürfnis, sich zu wandeln, zu schminken, mit Schmuck und Kleidern zu verschönern, sich zu verkleiden und in andere Rollen zu schlüpfen ist so alt wie die Menschheit selbst. Dabei unterliegen Schönheitsideale nicht nur dem Wandel der Zeit, sondern sind auch von Kultur zu Kultur unterschiedlich. Vor allen Dingen der weibliche Körper ist Schaubild von Veränderungen. Botox, Liftings und Straffungen, Brustimplantate und Fett absaugen – die Eingriffe sind massiv und nicht immer ganz ungefährlich.
Was ist also schön? Und wie entwickelte sich Schönheit heraus aus dem alten Ägypten, über das Mittelalter, die Renaissance und den Barock bis hin zur Gegenwart? Die von der Kunsthistorikerin Dr. Alice Selinger geschaffene Ausstellung „Was ist schön?“ geht diesen Fragen kompakt und mit viel Anschauungsmaterial aufbereitet nach. Neben der Entwicklung der Schönheitsideale in verschiedenen Kulturen und Epochen werden auch einige Pioniere der Kosmetikindustrie, wie Max Factor oder Helena Rubinstein, portraitiert. Besonders spannend: Von der Tollkirsche bis hin zu Blei erfahren die Besucher, welche giftigen Pflanzen und Substanzen eingesetzt wurden, um Schönheitsidealen, wie beispielsweise heller Haut, zu entsprechen. Ebenfalls vermag der Trend der schwarzen Zähne überraschen, der im frühen 20. Jahrhundert von Südostasien nach Europa gelangte und vermitteln sollte, dass der Träger schlechter Zähne augenscheinlich reich genug war, um einen hohen Zuckerkonsum zu finanzieren.
Unser Fazit: „Was ist schön?“ ist eine kleine, feine und gelungene, vielseitige Ausstellung, die sich im historischen Ambiente des Obergeschosses des Museums ‚Alte Post‘ befindet, wo die Besucher in von Fachwerk geprägten, hellen Räumlichkeiten flanieren. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten. Mehr Informationen zur aktuellen Ausstellung und zu Dauer- und Folgeausstellungen gibt es hier. Übrigens ist das Museum ‚Alte Post‘ auch beim Sommer der Ver-Führungen dabei. Hier geht es zum Veranstaltungskalender.
Text: Alexandra Gaida-Steingaß