Das Museum “Alte Post” in Ebersbach
Seit Mitte der 90er Jahre beheimatet die ehemalige Station der kaiserlichen Kurierpost in Ebersbach das kleine, aber feine Stadtmuseum. Dort sind eine Dauerausstellung sowie wechselnden Themenausstellungen zu sehen. In dem hübschen, denkmalgeschützten Fachwerkhaus, das um 1596 erbaut wurde, wird aktuell die Exposition “850 Jahre Mobilität” gezeigt.
Durch die ansässige Industrie ist das Filstal seit dem Hochmittelalter von Verkehr und Mobilität geprägt. Bereits die damals hochfrequentierte Reichsstraße beeinflusste die Stadt Ebersbach, welche seit 1847 an die Eisenbahnlinie angeschlossen ist, maßgeblich. Und auch im Jahr 2021 fließen Personen- und Güterverkehr durch den knapp 16.000 Einwohner zählenden Ort. “850 Jahre Mobilität” ist eine kleine Zeitreise durch das buchstäblich bewegte Leben der letzten Jahrhunderte. Von wendegenähten Schuhen, den sogenannten “Trippen”, wie sie vor über 800 Jahren getragen wurde, über Wagenräder und den Werkzeugen der Wagner, bis hin zu Felgen der Ebersbacher Firma Südrad, einem nostalgischen Zweirad, dem sogenannten Quickly, dem nach 1945 meistgekauften Moped in Deutschland, dem Diamant-Fahrrad von 1925, und alten Reisekoffern mit Landkarten und Reiseutensilien bietet die Ausstellung drei Medienstationen mit insgesamt sechs Kurzfilmen rund um das Thema Mobilität und Ebersbach, die zum Schauen und Hören einladen. Viele noch nie gezeigte Objekte nehmen die Besucherinnen und Besucher mit auf eine Entdeckungsreise durch 850 Jahre Mobilität.
Das Stadtmuseum befindet sich in der Martinstraße 10 in 73061 Ebersbach an der Fils und ist donnerstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Am 30. September 2021 findet die Eröffnung der Neuhängung der Werke des Malers Jakob Grünenwald als neue Dauerausstellung im Museum statt.
Übrigens birgt das Ebersbacher Stadtmuseum auch zwei Geheimnisse, wie uns Diplom-Restaurator, Stadtarchivar und Museumsleiter Uwe Geiger in einem Gespräch verriet. Zum einen existiert in dem eigentlich verschlossenen Gewölbekeller eine Tür mit einem alten Spitzbogen – einem der zwei einzigen gotischen Spitzbögen in Ebersbach. (Der zweite Spitzbogen findet sich in der Veitskirche.) Zum anderen führt diese Tür in einen kurzen Geheimgang, durch den nur sehr kleine Menschen passen, und der die Verbindung zu einem zweiten Kellerraum darstellt. Untersuchungen ergaben, dass der Keller um viele Jahre älter sein dürfte, als das restliche Fachwerkhaus. Für damalige Zeiten nicht ungewöhnlich, denn ein intaktes Kellergewölbe wurde gern als stabiles Fundament “wiederverwendet” und das neue Haus darüber gebaut. Zu welchem Zweck der verborgene Keller genutzt wurde, ist nicht bekannt.