
Besuch des Atomkeller-Museums
Der Atomkeller in Haigerloch ist ein faszinierendes Museum, das sich mit der Geschichte der Nukleartechnik beschäftigt. Während des Zweiten Weltkriegs wurde in einem ehemaligen Bierkeller des Gasthauses „Zum Schwanen“, das noch aus der Zeit vor Beginn des 30-jährigens Krieges stammt, unterhalb des Schlosses Haigerloch ein Forschungsreaktor untergebracht, der von Wissenschaftlern wie Werner Heisenberg und Otto Hahn entwickelt wurde. Besucher können eine originalgetreue Rekonstruktion des Reaktors sowie historische Exponate, wie den Experimentiertisch von Otto Hahn bestaunen.
Die Verlegung des Uranprojekts von Berlin nach Haigerloch erfolgte gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, etwa Ende 1944. Der Hauptgrund war die zunehmende Gefahr durch Luftangriffe auf Berlin. Haigerloch, gelegen im schmalen Muschelkalktal der Eyach und geschützt durch mächtige Felsen, bot eine sicherere Umgebung für die Forschung. Die Wissenschaftler, darunter Werner Heisenberg und Carl Friedrich von Weizsäcker, fanden in Haigerloch einen geeigneten Standort: den Bierkeller des Schwanenwirts, hineingehauen in den mächtigen Felsen, auf dem das Haigerlocher Schloss steht. Dieser Bierkeller wurde zu einem unterirdischen Labor umgebaut. Die Materialien, darunter Uran und Schweres Wasser, wurden in einer abenteuerlichen Lastwagenfahrt von Berlin nach Haigerloch transportiert. Im März und April 1945 begannen die Experimente mit dem Versuch B8, bei dem eine nukleare Kettenreaktion untersucht wurde. Der Reaktor erreichte jedoch keine Kritikalität, da die Anlage nicht groß genug war. Die Alliierten waren im Zweiten Weltkrieg über den tatsächlichen Stand der deutschen Kernforschung im Unklaren und bildeten im Frühjahr 1945 eine mit britischen und amerikanischen Soldaten besetzte Spezialeinheit, um für Aufklärung zu sorgen. In der Straßburger Universität wurden schließlich Unterlagen über den Atomkeller in Haigerloch gefunden, sodass im April 1945 die Besetzung und Demontage der Anlage im Haigerlocher Bierkeller erfolgen konnte. Auch das Schwere Wasser und die Uranwürfel, die zunächst nicht auffindbar waren, konnten in den folgenden Tagen geborgen und über London nach Washington transportiert werden. Im Folgenden behielten die Amerikaner die Geheimnisse der deutschen Atomforschung für sich, was großes Unbehagen unter ihren Verbündeten auslöste.
Unser Fazit: Das Museum bietet eine spannende Dauerausstellung, die die damalige Entwicklung der Kernforschung nachzeichnet. Die Verlegung des Uranprojekts und der weiterführenden Forschung wird im Atomkeller-Museum sehr anschaulich dargestellt. Zahlreiche Exponate, Schautafeln und Medienstationen sowie ausgestellte Berichte von Zeitzeugen geben Einblick in die Anfänge der Kernspaltung und machen dieses Stück Wissenschaftsgeschichte lebendig.
Das Museum befindet sich in der Pfluggasse 5 in Haigerloch und ist an Wochenenden sowie während der Saison geöffnet. Führungen sind ebenfalls möglich und bieten eine vertiefte Perspektive auf die historischen Ereignisse. Ein Besuch lohnt sich für alle, die sich für Wissenschaft und Geschichte interessieren. Ein historischer Spaziergang durch Haigerloch mit Besichtigung der Wallfahrtskirche, des Römerturms, der Schlosskirche und des jüdischen Friedhofs sowie der ehemaligen Synagoge runden den Besuch des Atomkeller-Museums ab.
Mehr Informationen zum Atomkeller-Museum in Haigerloch erhaltet ihr hier.