
Malfarbe selbst herstellen
Momentan zeichnen und malen wir zu Hause gern mit organischen Stoffen wie Asche, Kohle, verschiedenen getrockneten Beeren oder Kurkuma, stellen unsere Malfarben also selbst her. Gerade das Zeichnen mit Asche und Kohle begeistert die Tochter, da der Herstellungsprozess ganz in unserer Hand liegt.
So verbrennen wir Holzscheite, getrocknetes Moos, Tannenzweige oder Gräser im Ofen oder in einer Feuerschale im Garten. Aus den verbrannten Stoffen ergeben sich bereits die ersten Farbabstufungen: Aus Kohlestücken gewinnen wir die Farbe Schwarz, während sich aus der Asche von kleineren Hölzern, Zapfen oder Moos die unterschiedlichsten Grau-, Beige- und Brauntöne ergeben. Der Abrieb verschiedenfarbiger, kleiner Steine, die wir im Wald oder am Fluss sammeln, lässt sich ebenfalls perfekt als lose Malfarbe verwenden. Hier gestaltet sich die Gewinnung des “Malstaubs” allerdings als handwerklich aufwendiger, da die Steine mit einem Hammer zerkleinert und mittels Mörser fein gemahlen werden müssen (Achtung, stets Schutzbrille verwenden!). Da ich beispielsweise empfindlich auf den Kohlen- und Aschestaub reagiere, arbeite ich vorsichtshalber mit Handschuhen. Da das Zerkleinern der Kohle und Steine eine recht staubige Angelegenheit ist, empfiehlt es sich, einen Mundschutz zu tragen. Auch sollte diese staubigen Kreativarbeiten nur im Freien durchgeführt werden.
Wem diese Gewinnungsprozesse zu aufwendig sind, der kann beispielsweise Currypulver, Kurkuma oder getrocknete Beeren im Supermarkt kaufen und diese als Malfarbe nutzen. Doch schöner ist es natürlich, wenn die Kinder die Materialien, mit denen sie ihre Bilder zeichnen möchten, selbst sammeln und die Farbe herstellen. Zur Farbenherstellung geeignet sind Löwenzahn, Birkenblätter, Möhren, Kirschen, Hagebutten, Schwarzer Tee, Blaubeeren, Brom- und Himbeeren, Brennesselblätter, Zwiebelschalen oder Rote Beete (beim Pflücken und Verarbeiten von Hagebutten und Brennesseln Handschuhe tragen). Die frischen Pflanzenfasern werden zerkleinert und mit etwas Wasser einige Minuten lang zu einer breiigen Masse gekocht. Dann wird der gekochte Pflanzenfasersud durch ein grobes, danach durch ein feines Sieb gegeben. Das Ergebnis: farbiges Wasser, welches abschließend mit einem Feststoff, beispielsweise mit Kieselerde oder Milchzucker, vermischt und so lange eingekocht wird, bis eine feste Substanz entsteht. Die Farbpigmente müssen nun gut trocknen und können dann zur Aufbewahrung in ein Weck-Glas gefüllt werden.
Für die Kinder ist nicht nur das Malen sondern auch das Experimentieren mit Pflanzen, Kräutern und Beeren ein kreativer Prozess, bei dem das haptische Erleben im Vordergrund steht. Nicht jede Farbe gelingt sofort und anfänglich macht den Kindern hauptsächlich das Mischen, “Matschen” und Ausprobieren Spaß. Doch mit der Zeit wird das Gespür für die Vorgehensweise feiner und die Kinder entwickeln immer mehr Geduld im Herstellungsprozess der Pflanzenfarben. Und das Tolle: Alle Zutaten sind natürlich. Oder wie die Tochter sagte: “Erst haben wir mit dem Holz unseren Ofen geheizt, jetzt malen wir mit der Asche Bilder und aus dem verbrannten Holz entsteht etwas ganz Neues.”