TourneeOper für Kinder


Heute möchten wir Euch die wunderbare Opernsängerin Tanja Hamleh vorstellen. Tanja entdeckte ihre Leidenschaft für Musik bereits im zarten Alter von vier Jahren und stand mit dem damals noch unbekannten Xavier Naidoo gemeinsam im Gospelchor auf der Bühne. Mit 15 Jahren startete sie ihre professionelle Gesangsausbildung in Köln, Mannheim und Boston, tourte durch England und die USA und war Ensemblemitglied am Mannheimer Nationaltheater und der Kammeroper Köln. Im Jahr 2009 gründete Tanja die TourneeOper Mannheim e.V. und tourt bundesweit durch Kindergärten und Schulen, um den Kindern die Welt der Oper nahe zu bringen. Die TourneeOper Mannheim wurde bereits zweimal von der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ ausgezeichnet. Mit ihrer neuen CD „Pop trifft Klassik“ präsentiert Tanja Hamleh ein spannendes Crossover und zeigt eindrucksvoll, wie gut sich diese beiden unterschiedlichen Musikstile kombinieren lassen.

Liebe Tanja, Du hast vor einigen Jahren eine wunderbare Idee in die Tat umgesetzt und hast die TourneeOper Mannheim gegründet, um Kindern die Welt der Oper spielerisch näher zu bringen. Wie sieht die Arbeit der TourneeOper genau aus und was dürfen die kleinen Zuschauer erwarten?

Die TourneeOper Mannheim ist ein Gastspieltheater. Wir spielen Opern für Kinder in Schulen und Kindergärten. Spielerisch und kindgerecht möchten wir Kinder an die wunderbare Welt der Oper heranführen. Wir fahren in Schulen und Kindergärten in ganz Deutschland und bringen alles mit, von den Opernsängern, bis zu den Kostümen, Bühnenbildern, Requisiten etc. Für Kinder zu spielen, ist immer wieder ein ganz besonderes, bereicherndes Erlebnis, das uns unglaublich viel Freude bereitet.

Welche Stücke habt Ihr im Repertoire und wo kann man Euch live erleben?

Derzeit haben wir 5 Stücke im Programm, eins für Kindergartenkinder: „Tamino Mausewitz in der Oper“ und 4 für Grundschulkinder „Bellas fabelhafte Reise“, „Aida und der magische Zauertrank“, „Edgar, das gruselige Schlossgespenst“ und nicht zuletzt „Papageno und die Zauberflöte“, eine Adaption der Zauberflöte für Kinder ab 5 Jahren. Wir touren damit durch ganz Deutschland, sind aber nur ab und zu öffentlich zu sehen, zum Beispiel am 17.12.2017 in der Mannheimer Abendakademie. Die meisten Vorstellungen sind in den Schulen und Kindergärten für die Kinder der jeweiligen Einrichtung.

Schreibst Du einige Stücke selbst?

Unsere Stücke habe ich (bis auf die Zauberflöte, die habe ich nur umgeschrieben) alle selber geschrieben, was mir große Freude bereitet. Kinder mitzunehmen in die fabelhafte Welt der Oper, ihnen kindgerecht zu erklären und zu zeigen, wie schön, berührend und besonders das alles ist, macht mir sehr viel Freude. Unsere Opern (die Zauberflöte ausgenommen) beinhalten alle bekannte Opernarien und eine kindgerechte, spannende, lebhafte Geschichte zum Mitfiebern für Kinder außenrum. Wichtig ist uns auch, die Erwachsenen „zu fordern“. In allen Opern gibt es Opernzitate, Anspielungen an Opern etc, die nur Opernkenner verstehen, aber der Handlung für die Kinder nicht „schaden“. Opernkenner schmunzeln oft, wenn sie im Publikum sitzen.

Du hast schon früh Deine Leidenschaft für Musik und Gesang entdeckt und Dich mit 15 Jahren professionell ausbilden lassen. Erzählst Du uns von Deinem Weg zur Sängerin und Schauspielerin?

Dass ich Sängerin werden möchte, stand irgendwie schon immer fest. Ich habe einfach schon immer gesungen und als ich mit 4 Jahren das erste Mal eine Kinderchorstunde besucht habe, war es um mich geschehen. Vor ein paar Jahren habe ich ein Freundschaftsalbum einer Freundin gesehen. Dort stand in sehr krakeligen Buchstaben Berufswunsch „Sengerin“. Schreiben konnte ich es noch nicht, aber gefühlt habe ich es damals schon, dass die Musik mir so viel bedeutet, dass ich diesen Weg beruflich gehen möchte. Die klassische Musikwelt war mir allerdings noch verborgen, Opern kannte ich nicht. Erst meine erste Gesangslehrerin, auf deren Tochter ich aufpasste und bei der ich Klavierstunden nahm, zeigte mir, was Operngesang ist. Als ich sie das erste Mal singen hörte, veränderte sich meine ganze Welt. Ich werde nie vergessen, wie ich Tränen in den Augen hatte und dachte „wow, das will ich auch können“. Und noch immer berührt mich klassischer Gesang sehr und das möchte ich an die Kinder weitergeben. Hätte ich meine Lehrerin damals nicht durch einen Zufall kennen gelernt, wäre ich nie Opernsängerin geworden. Weil ich diese Welt einfach nicht kannte. Ich denke, jeder sollte diese Welt kennen, ob er sie so liebt, wie ich es tue, kann er dann selber entscheiden. Nach meinem Entschluss Opernsängerin zu werden, war es einfach klar, dass ich das werde bzw. irgendwie war ich schon immer Sängerin. Auch mein BWL Studium änderte nichts an diesem Wunsch und zielstrebig arbeitete ich an diesem Ziel. Und ich kann jeden Tag sagen, dass ich mir den schönsten Job der Welt ausgesucht habe.

Du blickst auf eindrucksvolle Engagements, eine Tournee und Auftritte in der ganzen Welt zurück. Welche Highlights waren dabei besonders beeindruckend für Dich?

Jeder Auftritt ist besonders. Vor einem Hochzeitspaar „ihre“ Lieder zu singen. Bei Geburtstagen Freude schenken mit Musik oder Galas mit Gesang bereichern. Ich habe viele wundervolle Erinnerungen an tolle, spannende, schöne Auftritte. Immer gerne denke ich daran, als ich beim Weltjugendtag in Deutschland das erste Mal vor richtig großem Publikum stand (10.000 Gäste) und nur dachte wow. Oder die vielen tollen Auftritte, die ich auf Kreuzfahrtschiffen erleben durfte in der ganzen Welt. Aber auch ein älterer Herr, dem ich als Überraschungssängerin für seinen 90. Geburtstag geschenkt worden war. Er war selber Sänger, konnte kaum noch laufen, hören, am Leben teilnehmen aber als ich anfing zu singen, war er „gesund“. Er sang mit mir, lebte die Musik und weinte. Wenige Wochen später sang ich auf seiner Beerdigung noch einmal. Ein trauriges, aber wunderschönes Erlebnis, denn Musik kann so vieles geben und schenken. Jeder Auftritt, der Menschen im Publikum berührt  und wenn es nur einer davon ist, ist einzigartig. Auch meine vielen Vorstellungen für Kinder sind tief in meinem Herzen verwurzelt. Kinder, die lachen, die sich freuen, Kinder die mitfiebern, die mich umarmen, sich bedanken, mir sagen, dass sie auch Sänger sein wollen. Ein kleines Mädchen hat mich vor kurzem tief berührt. Sie hat gewartet, bis alle weg waren, dann kam sie zu mir und sagte „Tanja, was ist eben passiert? Als du gesungen hast, da hat es gekribbelt in meinem Bauch und dann musste ich weinen. Ich weiss nicht warum, aber es war schön“. Ich sagte ihr, dass sie genau das erlebt hat, was ich vor vielen Jahren erlebt habe. Sie hat sich in die Welt der Oper verliebt.

Du bist seit drei Jahren glückliche Mutter von zwei Söhnen. Wie darf sich der Leser einen Tag im Hause Hamleh vorstellen? Wird viel gesungen und musiziert und haben Deine Söhne schon jetzt ein Interesse an Musik?

Meine beiden Jungs sind viel bei Proben dabei. Beide lieben und genießen es sehr. Mein großer Sohn singt und spielt den Vogelfänger aus der Zauberflöte (ich habe ihm extra ein eigenes Kostüm besorgt mit allen Requisiten) mit voller Hingabe. Für beide ist Musik völlig normal.. Der Große sitzt fast jeden Tag am Klavier und klimpert vor sich hin oder spielt auf seiner Gitarre oder Ukulele. Er singt mit Begeisterung sämtliche Kinderlieder, genauso wie Opern aus unserem Repertoire. Manchmal beobachte ich ihn, wie er ganz alleine irgendwie sitzt und singt… so wie ich es auch immer getan habe als Kind. Der Kleine ist erst 8 Monate, aber auch sehr viel dabei bei Proben und Vorstellungen und jauchzt immer, wenn ich singe. Vor kurzem ist er auf meinem Arm eingeschlafen und ich musste einen Soundcheck machen. Der Techniker hat nicht schlecht gestaunt, als mein Baby trotz lauter Königin der Nacht Töne nicht aufgewacht ist.

Wie schaffst Du es, Dein ausgefülltes Familien- und Berufsleben unter einen Hut zu bringen?

Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen ist natürlich  manchmal schwierig. Für mich ist es wichtig,  mich klar abzugrenzen. Jetzt habe ich nur Familienzeit und die nehme ich mir bewusst und versuche mich nicht durch Anrufe, Mails etc ablenken zu lassen. Und wenn ich arbeite, dann arbeite ich. Gerne sind die Kids dabei, gerade bei Proben. Arbeiten am Computer erledige ich oft abends oder wenn die Jungs tagsüber schlafen. Alles in allem habe ich wirklich sehr viel Glück, dass ich arbeiten und trotzdem viel Zeit für und mit meinen Jungs haben kann.

Die TourneeOper Mannheim ist mittlerweile zu einem kleinen Familienunternehmen herangewachsen. Wer arbeitet aus Deiner Familie in Deinem Unternehmen mit?

Eigentlich alle. Vor allem meine Mutter hilft uns sehr und  mein Mann hat seine Karriere für die TourneeOper aufgegeben, um mitzuarbeiten. Meine Schwestern und mein Vater helfen auch, sie sind alle Lehrer und können uns daher gut unterstützen. Wir haben aber auch tolle Mitarbeiter im Büro und eine FSJlerin und viele viele tolle Künstler im Team, ohne die es nicht möglich wäre. Wir spielen aktuell 300 Vorstellungen im Jahr, da brauchen wir ein wirklich tolles Team.

Du bist in Mannheim geboren und dieser Stadt, trotz Deiner deutschlandweiten Engagements und Deiner Auslandsaufenthalte, stets treu geblieben. Was begeistert Dich an Deinem Mannheim?

In Mannheim weint man zweimal, einmal wenn man kommt und einmal wenn man geht. So sagt es ein Lied über Mannheim und es stimmt. Mannheim ist erst auf den zweiten Blick wirklich schön. Ich finde es toll, dass es eine Stadt ist, aber doch klein genug, dass man den Überblick behält, Menschen trifft, die man kennt. Und es wird viel geboten. Auch und gerade für Kinder und kulturell. Allerdings stimmt es nicht ganz, dass ich immer in Mannheim war… die ersten 4 Jahre meines Lebens habe ich in Heidelberg verbracht… für ECHTE Mannheimer bin ich also eine Zugezogene.

Du bist sehr gut vernetzt, auch mit bekannten Künstlern. Gibt es einen Lieblingskünstler im Musik- oder Schauspielbereich, der/die es Dir besonders angetan hat?

Es gibt so viele wunderbare Künstler und ich schaue und höre mir gerne tolle Kollegen an, die mich inspirieren und motivieren. Aber niemand im Speziellen, es ist eher launenabhängig.

Wie sehen Deine Zukunftspläne aus und gibt es einen beruflich-musikalischen Traum, den Du Dir gern verwirklichen würdest?

Ich freue mich schon darauf, mit meinen drei Jungs auf Kreuzfahrtschiffen um die Welt zu reisen. Dafür müssen wir noch ein Jahr warten, bis der Kleinste 2 Jahre alt ist… vorher darf er noch nicht auf Kreuzfahrt gehen. Das wird toll! Einen weiteren Traum habe ich mir mit meinem neuen Album erfüllt „Pop trifft Klassik“, welches Ende des Jahres auf den Markt kommt. Viele bekannte Lieder klassisch interpretiert, aber zum ersten Mal habe ich auch selber arrangiert und Texte geschrieben und ein besonders schönes Lied ist für meine Söhne entstanden…. „Mehr als ein Wunder“. Ansonsten möchte ich gerne wieder schreiben, KinderOpern und Hörspiele und auch gerne wieder mehr Theater spielen….. Aber da müssen die Jungs noch etwas größer werden, denn aktuell ist Mama abends sehr begehrt, denn keiner möchte ohne sie einschlafen.

Vielen Dank für dieses musikalische Interview, liebe Tanja! Und da wir uns bereits live von Tanjas Bühnenkunst überzeugen konnten, möchten wir Euch Tanja Hamleh und die TourneeOper Mannheim ganz besonders ans Herz legen. Mehr Infos gibt es unter: www.tourneeoper-mannheim.de.