
Besondere Mitbewohner: Unsere Blutegel
(Haus-)Tiere spielen bei uns eine große Rolle und wir mögen auch die meisten ungewöhnlichen Tiere sehr gern. So waren wir natürlich sofort Feuer und Flamme, als es darum ging, Blutegeln, die in unserem Reitstall zur Therapie eines kranken Pferdes eingesetzt wurden, temporär ein neues zu Hause zu geben. Luise kümmert sich rührend um die Blutegel und zusammen mit ihr habe ich überlegt, welche Informationen über unsere neuen Mitbewohner in diesem Beitrag enthalten sein sollten.
Ein erster Pluspunkt für unsere neuen Untermieter: Besonders die anspruchslose Haltung machen die Blutegel zu angenehmen Mitbewohnern. In einem tragbaren, dicht verschlossenen Aquarium mit destilliertem Wasser (alternativ frisches Regenwasser) schlängeln unsere vier Blutegel fröhlich herum und mögen es gern schattig und dunkel. Deshalb wurde als Standort der ruhige, kühle Keller ausgewählt. Das Wasser des Aquariums wird alle zwei Tage gewechselt, da die Blutegel Hautpartikel absondern. Vorher abgekochte Steine im Aquarium helfen den Egeln, ihre Haut sauber zu halten und alte Hautschuppen abzustreifen. Besonders nachdem die Blutegel frisch getrunken haben (also an Mensch oder Tier andockten), muss das Wasser spätestens alle zwei Tage ausgetauscht werden, da die Tiere nach der Blutaufnahme Ammoniak ausscheiden. Die Wassertemperatur im Aquarium sollte zwischen 3 und 12 Grad Celsius liegen. Das Aquarium muss unbedingt vor direkter Sonneneinstrahlung und Helligkeit geschützt werden. Die Reinigung des Aquariums bzw. der Austausch des Wassers ist denkbar einfach: Einmal-Handschuhe übergestreift, die vier glitschigen Bewohner in ein Ausweich-Gefäß gesetzt und nach der Reinigung wieder umgesiedelt. Dem Wasser zugegeben werden pro Liter drei Messerspitzen zusatzfreien Speise- oder Meersalzes. Alle vierzehn Tage sollte das Aquarium desinfiziert werden. Haben die Blutegel frisch getrunken, leben die Tiere ein knappes Dreivierteljahr von ihren getankten Reserven. In unserem Fall kommen die Blutegel nicht am Menschen zum Einsatz, sondern werden in einigen Monaten wieder Pferdeblut genießen.
Blutegel und ihre heilende Wirkung
Persönlich möchten wir uns nicht von der heilenden Wirkung von Blutegeln überzeugen, wissen jedoch, dass der Speichel von Blutegeln mehr als zwanzig entzündungshemmende Substanzen enthält. So ist wissenschaftlich erwiesen, dass der Einsatz von Blutegeln zu therapeutischen Zwecken durchaus sinnvoll sein kann. Denn beißt ein Blutegel zu, wird sein heilendes Sekret auch in die tieferliegenden Gewebeschichten transportiert. Der Biss ist weder für Mensch noch Tier besonders schmerzhaft und fühlt sich ein wenig wie ein Insektenstich an. Unbedingt beachten sollte man, dass nur Blutegel, die frisch getrunken haben, gemeinsam in einer Gruppe gehalten werden dürfen, da die nüchternen Blutegel sonst die vollgesogenen Egel fressen würden. Pro Liter Wasser sollten maximal fünf Egel, insgesamt nicht mehr als zehn Blutegel, gehalten werden. Blutegel können bei Züchtern erworben werden, erreichen ein Alter von ungefähr dreißig Jahren und sind Zwitterwesen, die nach drei Jahren geschlechtsreif sind. Übrigens nehmen wir unsere Blutegel auch auf die Hand und streicheln sie, wenn wir das Aquarium reinigen, lassen die Tiere aber ansonsten in Ruhe, da sie keinen Stress vertragen.
Wer also in der Corona-Zeit Lust auf Tierbeobachtung mit einfach zu handhabenden Untermietern hat, für den sind Blutegel genau das Richtige, da sich die Tiere auch unabhängig von Homeoffice und Schulschließung gut pflegen und verantwortlich versorgen lassen. A propos Verantwortung: Blutegel mögen anspruchslose Tiere sein, dennoch ist eine adäquate Versorgung, wie bei allen (Haus-)Tieren, wichtig. In diesem Fall gilt: großes Gefäß mit Platz für Bewegung, frisches Wasser, kleine Gruppen, keine Stressfaktoren wie Licht, Wärme, Kinderhände und Erschütterung.