Meerschweinchen als Haustiere


Da ich häufig gefragt werde, wie das so ist mit Meerschweinchen als Haustieren, möchte ich heute etwas aus unserem Alltag mit unseren Meerschweinchen erzählen. Der Artikel spiegelt unsere persönlichen Erfahrungen wider, enthält also keine Empfehlungen oder Vorgaben zu Haltung, Futter oder Pflege von Meerschweinchen.

Vorweg möchte ich nehmen, dass Meerschweinchen keine Kuscheltiere sind. Sie sozialisieren sich unter ihresgleichen in einer Gruppe und suchen von sich aus nicht freiwillig den Kontakt zu Menschen. Wer also die Erwartungshaltung hat, mit dem Meerschweinchen schmusen zu können, wie mit einer Katze oder einem Hund, sollte von einer Anschaffung dieser Tiere Abstand nehmen. Natürlich gewöhnen sich Meerschweinchen an den Menschen und lassen sich streicheln. Von Natur aus gehen sie jedoch ihrer Wege und sind, anders als beispielsweise Hunde, nicht auf den Menschen fixiert.

Wir haben unsere Meerschweinchen über eine Annonce bei ebay-Kleinanzeigen “gefunden” und haben sie bei unseren ersten Besuchen bei der Züchterin unverbindlich kennengelernt. So konnten wir uns auch von der geeigneten Umgebung und dem liebevollen, verantwortungsbewussten Umgang, den die Tiere in ihren ersten sechs Lebenswochen erfahren haben, überzeugen. Beim dritten Termin haben wir unsere Meerschweinchen dann in einer dick mit Heu gepolsterten Kiste mit nach Hause genommen. 25 Euro hat jedes Tier gekostet. Einen Kaufvertrag haben wir nicht abgeschlossen, hätten dies aber sicherlich tun können. Die Züchterin versorgte uns nicht nur mit vielen praktischen Tipps zum Thema Ernährung und Pflege, sondern auch mit Informationen, die nicht in jedem Ratgeber stehen. So empfahl sie uns beispielsweise, zu unseren beiden Weibchen ein kastriertes Männchen dazu zu setzen, da die Weibchen vermehrt zu Eierstockzysten neigen, wenn kein Männchen in der Gruppe ist, dass das „Aufsitzen“ auf die Weibchen übernimmt, um ihren Hormonhaushalt auszugleichen. Bis heute stehen wir mit der Züchterin, bei der wir unsere Tiere kauften, in Kontakt und ich kann nur appellieren, Meerschweinchen stets bei einem Züchter zu kaufen und sich vor Ort von der artgerechten Aufzucht zu überzeugen sowie die vielen wertvollen Tipps eines “Meerschweinchen-Experten” mitzunehmen und zu beherzigen.

Zuhause wartete dann ein großes Gehege auf die Meerschweinchen – gepolstert mit Zeitungen, Sägespänen und Heu sowie zwei Häuschen zum Verstecken. Von Beginn an haben wir die Meerschweinchen an uns gewöhnt, sprich, wir haben uns mehrfach täglich ans Gehege gesetzt und bei Bedarf Streicheleinheiten gegeben, wenn die Meerschweinchen neugierig heran kamen (was normalerweise viele Wochen dauern kann, bei uns aber recht schnell ging). Da wir uns aufgrund der zahlreichen nachtaktiven Tiere in unserem Garten (Katzen, Marder, Iltis und Eulenvögel) für eine nächtliche Haltung im Haus entschieden haben, ist täglicher Freilauf für die Meerschweinchen sehr wichtig. Ihren Auslauf erhalten die Tiere entweder im Außengehege im Garten oder im Wohnzimmer, das bei uns keine Gefahrenquellen wie Stromkabel oder enge Nischen birgt. Die Gitter der Außengehege haben wir tief im Boden verankert, damit sie weder von anderen Tieren untergraben bzw. von oben geöffnet werden können.

Das Gehege säubern wir zwei- bis dreimal pro Woche. Auf eine dicke Schicht Zeitung folgt eine Lage Sägespäne und viel Heu, das sowohl als Futter sowie als Versteck dient. Wir füttern unseren Meerschweinchen, neben Gurke, Salat, Paprika, Möhren und Fenchel, auch etwas Körnerfutter (Weizen- und Gerstenkörner) sowie Wiesenkräuter. Eigentlich sollten Meerschweinchen jedoch kein Körnerfutter, vor allem kein Industriefutter, bekommen. Mit Obst und Gemüse, Wiesenkräutern und vor allen Dingen viel Heu sind sie glücklich. Ebenfalls ist eine Trinkflasche für die Versorgung der Tiere wichtig, bei Bedarf kann auch ein Salzleckstein angeboten werden. Den Salzleckstein haben wir aufgrund einer Empfehlung unseres Tierarztes angeschafft, da eines unserer Meerschweinchen auffällig oft an unseren Fingern leckte. Während die anderen Meerschweinchen den Salzleckstein ignorieren, leckt dieses eine Meerschweinchen temporär daran. Doch eigentlich benötigen Meerschweinchen meines Wissens nach keinen Salzleckstein für eine gesunde Ernährung. Sind die Meerschweinchen bei gutem Wetter und warmen Temperaturen im Garten, fressen sie dort natürlich alles, was auf der grünen Wiese wächst – von Gras über Klee bis zu Löwenzahn und Spitzwegerich (Achtung bei Goldregen, Eibe, Efeu, Engelstrompete, Buchs, Maiglöckchen, Schierling, Wunderbaum, Fingerhut und Herbstzeitlosen: hochgiftig bis giftig für den äußerst empfindlichen Verdauungsapparat der Meerschweinchen und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit tödlich bei häufig auch nur geringen Mengen!).

Tierärztliche Kontrolle ist auch bei gesunden Meerschweinchen wichtig. Bisher sind unsere Tiere stets gesund gewesen, so dass wir nur einmal, wegen einer Bindehautentzündung, akut den Tierarzt aufsuchen mussten. Die Krallen schneiden wir bei unseren Meerschweinchen mit Hilfe eines Nagelknipsers selbst. Bei den hellen Krallen lassen sich die Blutgefäße gut erkennen, bei den dunklen Krallen kürzen wir nach dem Motto “lieber zu wenig als zu viel”, um Verletzungen zu vermeiden. Da unsere Meerschweinchen meist nur über weichen Untergrund wie Teppich, Gras, Späne und Heu laufen, und sich ihre Krallen also nicht auf natürlichem Wege selbst kürzen, schneiden wir diese circa alle vier bis sechs Wochen. Zur Zahnpflege knabbern unsere Meerschweinchen übrigens gern an Weidenzweigen. So werden die Zähne nicht zu lang und Beläge schleifen sich ab. Obwohl ihr Name etwas anderes suggerieren mag – Meerschweinchen sind wasserscheu und baden nicht gern. Wir setzen unsere Tiere aus diesem Grund nur alle paar Monate, und auch nur bei Bedarf, in ein niedrig mit lauwarmem Wasser befülltes Waschbecken und waschen ihnen mit ein wenig ph-neutralem Duschgel den Po.

Impfungen oder Versicherungen sind für Meerschweinchen meines Wissens nach nicht nötig. So sind unsere laufenden Kosten überschaubar und liegen durchschnittlich bei acht bis zwölf Euro pro Woche für Futter, Obst und Einstreu. Die Anschaffung eines Geheges schlug mit etwa 150 Euro zu Buche. Auch eventuelle Tierarztkosten halten sich für Kleintiere bei einer normalen Untersuchung im Rahmen (circa 20 bis 30 Euro). Wichtig wäre noch anzumerken, dass man Meerschweinchen, die absolute Gesellschaftstiere sind, nicht allein sondern in jedem Fall zu zweit halten sollte. Ideal ist eine Gruppengröße ab drei Tieren. Werden zwei junge Tiere neu gekauft, sollten auf jeden Fall ältere Meerschweinchen in der Gruppe sein, die sowohl den Schutz als auch die Erziehung der Jungtiere übernehmen (das müssen nicht zwingend die Eltern sein.). Zur gemeinsamen Unterbringung mit Kanninchen habe ich einmal gelesen, dass diese vermieden werden sollte, da Kanninchen und Meerschweinchen wohl eine unterschiedliche Körpersprache haben und sich deshalb nicht für eine gemeinsame Haltung eignen.

Unser Fazit: Meerschweinchen bringen viel Leben und Freude ins Haus, sind umgänglich und pflegeleicht. Unsere Meerschweinchen sind zudem recht gelehrig und lieben es, wenn wir ihnen einen kleinen Parcours aufbauen, bei dem sie durch Röhren sausen oder kleine Kletterhindernisse überwinden können. Die Körpersprache von Meerschweinchen ist, mit etwas Geduld und Beobachtungsgabe, gut zu deuten und auch Kinder können ermessen, ob die Tiere sich gerade wohl fühlen, ängstlich oder hungrig sind oder ihre Ruhe haben möchten. Dennoch sei an dieser Stelle nochmals darauf hingewiesen, dass Meerschweinchen scheue, zurückhaltende Zeitgenossen sind, für die Kinderlärm, grabschende Kinderhände oder Verfolgungsjagden durch das Wohnzimmer eine Qual bedeuten. In meinen Augen sind Meerschweinchen deshalb definitiv keine Haustiere für kleine Kinder, sondern allenfalls für ältere, ruhige, liebevolle Kinder, die auch das reine Beobachten und Versorgen der Tiere zu schätzen wissen. Unsere Meerschweinchen genießen zwar vorsichtige Streicheleinheiten und ruhen dabei auch manchmal in entspannter Haltung unter einem Tuch auf dem Schoß der Tochter, wenn diese auf dem Teppich liegt. Doch primär sind Meerschweinchen gern unter sich. Ständiges Herumtragen auf dem Arm bedeutet für die Tiere, die absolute Bodengänger und -bewohner sind, puren Stress. Zum Thema Meerschweinchen gibt es natürlich noch viel mehr zu erzählen. Eine sehr umfangreiche, interessante Website mit vielen vernünftigen Informationen ist diese: www.sifle.de. Von einer Leserin wurde mir das Buch “Artgerechte Haltung – ein Grundrecht auch für Meerschweinchen” von Ruth Morgenegg empfohlen, das ich selbst noch nicht kenne.