
„Durch meine Kinder bin ich.“
Vor wenigen Wochen hat sie bereits einen tollen Gastbeitrag für „Mama im Ländle“ geschrieben. Nun möchten wir euch Antonia aus Perth (Australien) noch einmal genauer vorstellen. Antonia arbeitet in Perth als Doula und führt ein Catering Business, das auf postnatale Ernährung spezialisiert ist. Außerdem bietet sie einen Onlinekurs für schwangere Frauen und Frauen mit Kinderwunsch an, die sich auf eine selbstbestimmte und angstfreie Geburt vorbereiten möchten.
Liebe Antonia, Du lebst mit Deiner Familie in Australien. Wie kam es dazu?
Mein Mann ist Australier und kommt aus der Nähe von Sydney. Ich habe ihn vor elf Jahren kennengelernt, als ich als Backpackerin durch Australien gereist bin. Nach einigen Jahren in Deutschland und England war uns klar, dass wir wieder hierher zurückkehren möchten. Und nach der Geburt unseres ersten Sohnes 2014 sind wir dann endgültig nach Australien ausgewandert.
Was ist das Besondere an Australien und eurem Leben dort?
Wir fühlen uns sehr frei in unserem Leben. Die Menschen sind sehr freundlich und unkompliziert. Jeder ist zu einer kleinen Plauderei bereit und das meist schöne Wetter trägt zu dem Gefühl von Leichtigkeit bei.
Wie kam Dir die Idee für Dein Business?
Auf die Idee für mein Catering Business bin ich nach der Geburt meines zweiten Sohnes gekommen. Ich war ständig hungrig und das viele Stillen hat sehr an meinen Kräften gezehrt. Außerdem war es für mich mit zwei Kindern in der Eingewöhnungsphase sehr anstrengend einzukaufen und zu kochen. Ich merkte einfach, dass ich meinem Körper nicht das gab, was er brauchte, damit ich mich gut fühlte und nicht ständig müde und ausgelaugt war. Außerdem wollte ich natürlich auch das Beste für meinen Sohn und ihn durch meine Milch, sprich meine gute Ernährung ausreichend unterstützen. Als dann eine meiner Freundinnen ihr erstes Baby bekam, habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, sie drei Wochen lang mit Essen zu versorgen. Es war mir wichtig, dass sie sich erholen und sich einfach rundum versorgt fühlen konnte. Und irgendwann habe ich dann gedacht, dass es bestimmt noch andere Frauen gab, denen es ähnlich geht und die sich über die Unterstützung freuen würden. Ich habe mich in Bücher und alte Bräuche der Mutterpflege im Wochenbett vertieft und so immer mehr und mehr gelernt.
Außerdem merkte ich, dass so viele Frauen ihre Geschichten zu mir trugen und mir von ihren Geburten und Erlebnissen im Wochenbett erzählten. Viele waren wunderschön und andere waren es nicht. Dass ich dann die Ausbildung zur Doula gemacht habe und nun meinen Onlinekurs anbiete, war für mich dann ganz natürlich und der nächste logische Schritt.
Wo liegt der Mehrwert Deines Business für Deine Zielgruppe?
Frauen zu unterstützen, die Geburt erleben zu können, die sie sich wünschen und ihnen helfen, zu ihrer Intuition und ihrem Bauchgefühl zurückzukehren, ist zu meiner Lebensaufgabe geworden. Unabhängig vom Geburtsort wünsche ich mir für uns Frauen, dass wir selbstbestimmte und stärkende Geburten erleben können, die uns auf unserem Weg als Mama helfen, unser volles Potenzial zu entfalten und es uns ermöglichen, eine innige Verbindung zu unseren Kindern entstehen zu lassen.
Ich bin überzeugt davon, dass mit einer Geburt nicht nur ein Baby, sondern auch eine Mutter geboren wird. Und auch diese Geburt verdient absolute und liebevolle Aufmerksamkeit. Diese Aufmerksamkeit und Zuneigung für frischgebackene Mamas versuche ich durch die Geste des Essens auszudrücken. Meine Gerichte sollen die Mütter außerdem auf ihrem Weg der Heilung nach der Geburt und der Stärkung auf ihrem Weg des Mamaseins unterstützen. Wenn ich diese frischgebackenen Mamas und ihre kleinen Wunder dann für ein paar Minuten in ihrem Wochenbett besuchen darf, ihre müden aber frohen Blicke, die Milchflecken auf ihren T-Shirts sehe und ich ihnen dieses Geschenk machen darf, weiß ich, dass ich genau hier richtig bin.
Was liebst Du an Deinem Beruf am meisten?
Das Gefühl von Verbundenheit. Mit jeder Mama, die eine kraftvolle und positive Geburt erleben kann und voll und ganz in die Verbundenheit mit sich selbst und ihrem Kind treten kann, weiß ich, dass wir einen kleinen Schritt auf mehr Verbundenheit in der Welt zugegangen sind. Denn ich bin überzeugt davon, dass in diesem besonderen Anfang des Lebens eines Kindes und einer Mutter eine besondere heilende Kraft steckt, die uns alle auf dieser Erde wieder mehr aufeinander zugehen lässt – Healing Birth, Healing Earth.
Wie lassen sich für Dich persönlich Job und Familienleben vereinbaren?
Mit guter Organisation und gleichzeitiger Flexibilität. Meist kann ich meine Termine gut vorher planen und mich mit meinem Mann absprechen. Oft arbeite ich aber auch abends, wenn die Kinder schon im Bett sind. Da ein Teil meiner Arbeit online stattfindet, funktioniert das ganz gut.
Hast Du Dich verändert, seit Du Mutter geworden bist?
Ja, ich denke schon. Durch meine Kinder bin ich. Ich durfte durch sie und ihre Geburten viel über mich lernen und fühle mich heute vollkommen in mir selbst angekommen. Zentriert. Ich bin fest davon überzeugt, dass ich das nur durch die Geburt meiner Kinder erreichen konnte.
Was macht Dich glücklich?
Das Meer.
Liebe Antonia, vielen Dank für dieses spannende Interview. Wenn ihr euch für Antonias Arbeit interessiert, könnt ihr hier Antonias Gastbeitrag zum Thema Selbstfürsorge im Eltern-Alltag lesen, der kürzlich auf „Mama im Ländle“ erschienen ist.
© Titelbild: Antonia Unger