Im Gespräch: Der Stuttgarter Medienproduzent Florian Fickel


Til Schweiger, Christoph Maria Herbst, Walter Sittler, Günther Jauch − floff bekommt sie alle, wenn es darum geht, kreative Ideen im Medienbereich zu verwirklichen. Hinter dem Label floff verbirgt sich Medienproduzent Florian Fickel aus Stuttgart, der seit mehr als 20 Jahren seine Visionen zu wunderbaren Dokumentarfilmen, Bühnenstücken und (Live-)Hörspielen in die Tat umsetzt. Unsere Tochter liebt dabei besonders die Hörspielserie “Die Playmos”, die sich bereits über eine Million Mal verkauft hat. 

Lieber Florian, in Vorbereitung auf dieses Interview habe ich einmal mehr gestaunt, was Du für ein kreativer, umtriebiger Kopf bist. Hast Du nicht das Gefühl, Du müsstest mindestens 100 Jahre alt werden, um all Deine Projektideen noch in diesem Leben umsetzen zu können?

Das hatte ich mal. Mittlerweile kann ich auch über eine Idee schmunzeln und sie vorbeiziehen lassen. Es macht nach wie vor großen Spaß, sich neue Sachen auszudenken und – viel schwieriger – zu realisieren. Hinter jeder Kür steht immer die Pflicht und die nimmt meist viel mehr Zeit in Anspruch, als die kreative Arbeit, da ich fast alle meine Produkte selber herstelle, veröffentlichte und vermarkte. Dafür bin ich aber Vater meiner Produkte, kann herrlich naiv sein und muss mich nicht mit großen, controlling-gesteuerten Unternehmen auseinandersetzen.
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Erzähl uns etwas über Dich. Wie kam es zu Deiner medialen Passion für Theater, Film & Co.?

Hm, vielleicht Durch meine Mutter, die jahrzehntelang die Leiterin der Korntaler Theater AG war? Ich wollte schon immer Menschen meine Ideen zeigen. Angefangen habe ich als Produzent und Regisseur von Videoclips für MTV und Viva, mit sicher sechzig Videoclips, die wir in der ganzen Welt gedreht haben. Richtig gut war ich, glaube ich, nicht. Irgendwann wollte ich etwas mit Inhalt machen und hatte eine Idee für einen Dokumentarfilm. “Taxi!” wurde gleich von der Filmförderung gefördert und lief auf einem großen Festival. Danach ging es für den SWR und arte mit abendfüllenden Dokumentationen weiter. Eine tolle Arbeit, aber ein zäher Prozess, denn es gibt nur wenige Türen für solche Formate und noch weniger Budget. So bin ich auf das Hörspiel gestoßen, denn das kann man zur Not auch selber finanzieren. Hörspiel ist für mich wie Film, nur eben ohne Bild. Mein erster Tonträger, die deutschen Synchronstimmen der Hollywoodstars sprechen Liebesgedichte, war gleich ein kleiner Hit. Also hatte ich die Möglichkeit, mit der Hörspielreihe “Jerry Cotton” und dem Projekt “Väter sprechen Janosch” weiter zu machen, für das ich Väter wie Günther Jauch, Joschka Fischer und Til Schweiger gewinnen konnte. Vor ein paar Jahren hat mir dann der direkte Kontakt mit dem Publikum gefehlt, deswegen schreibe und realisiere ich mittlerweile das ein oder andere Theaterstück.
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Mit welchen Projekten hast Du Dich in der vergangenen Zeit primär beschäftigt?

Natürlich mit der Hörspielreihe “Die Playmos”, in der ein Junge seine Figuren in eine Spiellandschaft stellt. Immer wenn er zu spielen beginnen will, wird er aus dem Zimmer gerufen. Dann werden seine Figuren lebendig und erleben ein spannendes Abenteuer. Wer hätte 2007 gedacht, dass wir zehn Jahre später die 59. Folge veröffentlichen. Tja, und dann ist ein kleiner Traum wahr geworden und ich darf für einen Verlag Kinderbücher schreiben. Ich darf nur noch nicht verraten, um was es geht.
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Manche Projekte drohen einen aufzufressen – zeitlich, emotional, finanziell. Welches war Dein in dieser Beziehung „härtestes“ Projekt und auf welches bist Du besonders stolz?

Definitiv die Dokumentarfilme. Du tauchst voll und ganz in das Thema ein, recherchierst, begleitest Deine Protagonisten über Monate und montierst aus dem Rohmaterial am Ende monatelang den Film zusammen. Und wenn alles abgeschlossen ist, merkst Du, dass Du vergessen hast, Dich um neue Themen zu kümmern. Wenn ein Projekt fertig ist, kann ich es auf Jahre hinaus nicht mehr anschauen oder anhören. Aber wenn ich jetzt zurückblicke, denke ich: Huch, schon zwanzig Jahre? Ist doch eigentlich super gelaufen.
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Du bist seit mehr als 20 Jahren in der Medienbranche tätig. Welche Bereiche oder Produktionen haben Dich früher interessiert und was findest Du im Gegensatz dazu heute spannend?

Ich finde immer das Geschichten erzählen und das Geschichten umsetzen spannend – ob es aufgeht/funktioniert. Und natürlich, wie meine Sachen angenommen werden. Sehr schade ist, dass Medienprodukte (Musik, Hörspiel, Film) heute nichts mehr wert sind. Im Handel geht es nur noch über den billigsten Preis, alles wird gestreamt, die Inhaltgeber bekommen dafür leider viel zu wenig ausbezahlt. Ein System, dass in den nächsten Jahren viel kreativen Output fressen und vieles verändern wird. Beim dreijährige Kind mit dem iPad im Bett bekomme ich Schüttelfrost.
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Welchen Künstler magst Du und was tust Du gern in Deiner Freizeit?

Ich lese gerne. Zur Zeit sehr gerne Thomas Glavinic. Irrer Autor. Ansonsten: Viel mit Freunden unternehmen, nachdem meine Kinder keine Kinder mehr sind, sondern sich mein Auto holen oder auf Parties gehen, auf die ich nicht mit darf. x

Auf was dürfen wir uns in Zukunft von Dir freuen?

Hoffentlich auf viele weitere Playmos-Folgen. Auf die Kinderbücher. Mein größter Wunsch wäre es, wenn ein Verlag endlich einmal meine Geschichte über den verstoßenen Esel Lümmel mit den drei Ohren entdeckt. Mit dem Theaterstück von “Lümmel” hatten wir mittlerweile über 30.000 Besucher …
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Lieber Florian, vielen Dank für dieses Interview. Wir freuen uns schon sehr auf neue Abenteuer der Playmos und auf alle weiteren tollen Ideen und Projekte aus dem Hause floff! Alle Hörspiele und Hörbücher von Florian (u.a. Playmos, Janosch, Willi wills wissen, Der kleine Prinz) gibt es digital als Download und im Streaming. Wie schon erwähnt ist die Tochter großer Fan der Playmos. Hier habe ich deshalb mehr zu dieser tollen Hörspielreihe geschrieben. Mir persönlich hat auch der Dokumentarfilm “Lisette und ihre Kinder” sehr gut gefallen (hier geht es zum Artikel). Und natürlich gibt es auch einen Beitrag zum Tiger- und Bär-Live-Hörspiel Oh, wie schön ist Panama.
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P.S. Abschließend noch etwas zur Erheiterung und zum Trost für geplagte Eltern: Selbst wenn der Lehrkörper temporär keine Chance mehr sieht, kann aus dem Kind etwas werden, wie Florian Fickel bewiesen hat ;-).
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