Earlybird & Easyrider: Tipps für kleine Biker


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Heute geht es in unserem Gastbeitrag um das Thema Laufrad & Fahrrad. Für unseren Gastautor, den passionierten Biker, Journalist und Diplom-Sportlehrer Thorsten Lewandowski, ist dabei das Wichtigste: Die Kids sollen Spaß am Radeln haben. Und mit etwas Hintergrundwissen der Eltern wird dieser Spaß schnell zum Erfolgserlebnis – auch bei den Kleinsten.

Schon der erste Geburtstag kann den Startschuss markieren

Unsere mittlerweile dreijährige Tochter zeigte sich von Beginn an interessiert an motorischem Lernen. Deshalb war es für mich als passionierter Biker natürlich keine Frage, dass auch die Vorbereitung späteren Radfahrens möglichst früh starten sollte.

Genau das ist eine der ersten Fragen, die sich Eltern stellen: „Wann ist der richtige Zeitpunkt gekommen, mein Kind mit Laufrad oder Fahrrad vertraut zu machen?“ Die Antwort auf diese Frage ist natürlich individuell und schlussendlich kennt Ihr Euer Kind am Besten. Meine Meinung: Schon der erste Geburtstag kann den Startschuss markieren. Und wir Eltern sollten uns intensiv Gedanken machen, wie wir diesen Start auf zwei Rädern gestalten wollen.

Versteht mich nicht falsch: Nicht jeder soll zum „Bike-Freak“ werden, so wie es sich für mich in meinem Leben ergeben hat. Es geht nicht darum, immer das Beste vom Besten zu kaufen; schon gar nicht, nur um es zu besitzen. Es geht nicht um Raumfahrttechnologie oder das letzte gesparte Gramm. Aber betrachtet das bessere Bike ruhig als das Bio-Obst im Sortiment. Klar: Es geht sicher auch ohne, aber mit dann doch irgendwie besser …

Entscheidend ist dabei, dass das erste Laufrad oder Fahrrad optimal zu den Bedürfnissen unseres Sprösslings passt und die Kids Spaß an der Sache haben. Denn Radfahren zu können – und vor allem: Spaß daran zu haben! – hat über das gesamte Leben betrachtet eine Vielzahl von Facetten: Sport oder Hobby, Ausgleich zum späteren Berufsleben, Alternative zum Auto, Statussymbol – ein Fahrrad kann so vieles sein.

Den richtigen Hersteller finden

Glücklicherweise genieße ich durch meinen Job den Vorteil, eine sehr gute Marktübersicht zu haben und vor allem leicht das Gute vom Besseren unterscheiden zu können. Mittlerweile haben beinahe alle größeren und großen Fahrradmarken auch Kinder- und Jugendräder im Angebot. Klar: Markenbindung beginnt früh und wenn sich die ehemals Kleinen auch später noch gerne an ihre ersten Meter auf zwei Rädern erinnern, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie auch als Erwachsene wieder zur einmal lieb gewonnenen Marke greifen werden. Aber – und ohne mit dem Finger auf irgendjemanden zeigen zu wollen – nicht alle Marken schenken dem Segment der Kidsbikes eine ausreichend große Aufmerksamkeit. In einigen Fällen handelt es sich nur um so genannte „Me too“-Produkte; Erzeugnisse also, die ein Hersteller nur hat, um sie eben auch zu haben. Oftmals ist man als Eltern deshalb besser beraten, abseits vom Mainstream zu suchen, bei Herstellern also, die sich auf Kinder- und Jugendräder spezialisiert haben.

Vor dem Fahrrad kommt das Laufrad

Die meisten Hersteller (z.B. Centurion, Canyon, Merida, Specialized, Scott oder „Spielzeuggeschäft-Marken“ wie Puky) machen in Sachen Laufrad einen guten Job. An uns Eltern ist es, ein Laufrad in der richtigen Größe und mit möglichst wenig Gewicht zu erwerben, denn das Gewicht eines Kinderrades wird allzu oft unterschätzt! Im Laufradalter von rund eineinhalb bis zwei Jahren wiegt Euer Nachwuchs häufig gerade mal zehn Kilogramm – ein fünf Kilo schweres Bike läge somit bei rund der Hälfte seines Körpergewichts. Hättet Ihr Lust, mit einem 30 bis 40 Kilo schweren Rad zu fahren …? Hinzu kommt: Ihr müsst das Laufrad tragen, wenn Junior keine Lust mehr hat. Und glaubt mir: Drei Kilo sind etwas ganz anderes als fünf.  Unsere persönliche Wahl fiel übrigens auf das „BO1“ von Supurb. Für 170 Euro bekommt Ihr ein rund 3 Kilogramm leichtes Laufrad von bester Qualität mit hohem Wiederverkaufswert – generell ein starkes Argument, um egal in welcher Altersstufe nicht zum günstigeren Modell zu greifen.

Drei weitere Tipps zur Laufradwahl: Wählt keine Vollgummi-, sondern Luftreifen mit Schlauch und gebt nur minimal Druck auf die Pneus (i.d.R. reicht etwa 1 Bar). Das erhöht die Dämpfung und steigert den Grip. Achtet darüber hinaus darauf, dass Ihr die oftmals aus einem Stück montierte Vorbau-Lenker-Kombination später gegen einen breiteren Lenker austauschen könnt, falls das Laufrad länger benutzt wird, als gedacht. Und: Verzichtet auf Bremsen! Das Abbremsen über die Füße funktioniert meines Erachtens nach ausreichend gut.

An erster Stelle: Gleichgewichtsschulung

© Early Rider

Noch bevor unsere Tochter im Herbst 2014 ihren ersten Geburtstag feierte, entdeckte ich auf der EUROBIKE, der weltweit wichtigsten Leitmesse der Fahrradbranche in Friedrichshafen, einen kleinen, damals neuen Hersteller aus Südengland: Early Rider war von zwei technisch versierten und fahrradbegeisterten Vätern gegründet worden, die für sich erkannt hatten, dass nichts von dem, was der Markt für die Kleinsten hergab, ihren eigenen Ansprüchen genügte. Ein Produkt aus dem Hause Early Rider zog meine Aufmerksamkeit besonders auf sich: Das Spherovelo (Vertrieb in Deutschland: Cosmic Sports). Das Konzept beinhaltet zwei große Kugeln unter einer schick designten Hülle, von denen sich die vordere vor- und rückwärts, die hintere in alle Richtungen drehen kann. Seitlich sind zwei Leitrollen ohne direkten Bodenkontakt montiert, die sich bei Bedarf entfernen lassen. Die Kinder lernen, sich sitzend in verschiedene Richtungen zu schieben. So wird nicht nur das Gleichgewicht trainiert, sondern die kleinen Biker gelangen schnell zu einer grundlegenden Erkenntnis: Halten sie nicht ihr Gleichgewicht, können sie umkippen. Diese “Lektion” legt den Grundstein für das später erfolgreiche Lauffrad- bzw. Fahrradfahren, denn ohne Gleichgewicht geht hier nichts. Womit ich kurz auf ein wichtiges Thema eingehen möchte: Stützräder.

Fahrradfahren lernen – Stützräder und Rücktrittbremse? 

Das möchte ich Euch ganz besonders ans Herz legen: Lasst unter allen Umständen die Finger  von Stützrädern! Egal, wann Eure Kinder mit dem Radfahren beginnen: Diese antiquierten „Hilfen“ sind alles andere als eben solche, vielmehr bewirken sie genau das Gegenteil: Stützräder halten Euer Kind eher davon ab, das Radfahren selbstbestimmt und sicher zu erlernen und der Umgewöhnungsprozess, irgendwann einmal ohne Stützräder klarzukommen, ist lang und kann frustrierend sein.

Das Problem ist ein ganz einfaches motorisches: Stützräder machen aus einem Fahrrad nichts anderes als ein Dreirad. Und bei Dreirädern wird eine Richtungsänderung beim Lenken dadurch unterstützt, dass man den Körperschwerpunkt auf die Kurvenaußenseite verlagert – exakt das Gegenteil also von dem, was beim Radfahren zu tun ist. Ihr erzieht also zunächst einen großartigen Dreiradfahrer und anschließend noch mal ganz von vorn einen Radfahrer – ein ziemlich unnützer Umweg, oder?

In punkto Fahradfahren halte ich persönlich übrigens auch nichts von Rücktrittbremsen für lernende Kinder. Nicht, dass ich das von vornherein kategorisch ausgeschlossen hätte – am ersten Fahrrad unserer Tochter (einem 12“-Kids-BMX „Prime 12“ von „wethepeople“) war einfach keine. Aber dann hat mir unsere Kleine ganz einleuchtend präsentiert, warum das auch keine gute Idee wäre. Immer wieder – auch heute noch – korrigiert sie ihre Fußstellung auf dem Pedal, indem sie rückwärts trampelt und erst dann so richtig auf ihre Füße schauen kann. Eine Rücktrittbremse würde dieses Rückwärtstrampeln verhindern.

Egal wohin und wie lange – aber Ausrüstung muss sein

Sobald Euer Kind einmal richtig auf dem Rad sitzt, kann es losgehen – Eine „geeignete Streckenlänge“ für die erste Touren allein im Sattel lässt sich da kaum empfehlen, das hängt ganz von der (freiwilligen) Fitness Eures Nachwuchses ab. Unsere Tochter schafft mittlerweile etwa fünf Kilometer mit nur noch kurzen Pausen, die ich joggend mit ihr absolviere. So trainieren wir gemeinsam. Es ist sinnvoll, immer wieder „Spielaufforderungen“ einzubauen, etwa das gezielte Überfahren von Dingen auf dem Boden, Slalom, kleine spielerische Sprints usw. Empfinden Kinder das Radeln einmal nicht mehr als Spiel, sondern als Pflicht, war es das wahrscheinlich für eine Weile … Sofern möglich, wählt Strecken im Wald. Der holprige Untergrund schult die Radbeherrschung, außerdem gibt es hier mehr zu entdecken als in einer Spielstraße oder verkehrsberuhigten Zone.

Ein Wort noch zur Ausrüstung: Neben dem Rad braucht Euer Nachwuchs (erst einmal) nichts weiter – Ausnahme: Helm! Lasst am besten keinen Meter ohne Helm zu und vor allem: Seid selbst ein Vorbild! Ich kann nur immer wieder mit dem Kopf schütteln, wenn ich Familien sehe, bei denen die Kinder einen Fahrradhelm tragen (müssen), die Eltern aber „oben ohne“ fahren.

Kurz und knapp

+ bereits ab dem 1. Geburtstag könnt Ihr Euer Kind an das Radfahren heranführen, etwa mit „Gleichgewichts-Fahrzeugen“ à la Spherovelo von Early Rider

+ Stützräder sind keine Option! Beginnt mit einem Laufrad.

+ Ein Laufrad sollte nicht zu schwer sein, braucht keine Bremsen und muss in erster Linie perfekt passen. Gute Anbieter stellen Euch sinnvolle Hilfen zur Größenfindung zur Verfügung. Mein Tipp: das BO1 von Supurb.

+ Sofern Ihr selber keine ausgewiesenen Radexperten seid, kauft am besten im Fachhandel. Hier lassen sich auch mögliche Umbau-/Anpassungsmaßnahmen am gewählten Rad vornehmen.

+ Setzt auf vom Lenker aus zu bedienende Felgenbremsen und vermeidet Rücktrittmodelle.

+ Ohne Kompromisse: Es wird mit Helm gefahren! Das gilt auch für die Eltern!

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Der Journalist und Diplom-Sportlehrer Thorsten Lewandowski (Jahrgang 1974) ist seit vielen Jahren eng mit der Fahrradszene und -industrie verbunden. Nachdem er sich zunächst als Redakteur des Special-Interest-Magazins MOUNTAINBIKE auf Medienseite mit dem schönsten Hobby der Welt beschäftigte, wechselte er 2010 als Public Relations Manager zur MERIDA & CENTURION Germany GmbH im schwäbischen Magstadt. Von dort zog es den Rheinländer zu Beginn des Jahres 2017 als Global Communications Manager zum deutschen Nummer-1-Versender CANYON nach Koblenz.

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